Climax Magazine No. 17 – Das Reiseheft [Review]

 

Ich staunte diesmal nicht schlecht, als das Bündel mit den neuen Heft’l vom Postboten gebracht wurde. Ihr müsst wissen, daß wir immer ein paar Exemplare bekommen, und ich dachte erst: Oha, da hat’s der Mike aber gut gemeint und ein paar Ausgaben mehr reingepackt, als sonst. Aber dem war nicht so: Es sind schlicht über 130 Seiten auf dickem Papier und dazu noch eine Beilage. Also gefühlt ist das Packerl doppelt so groß wie sonst.

Und worum geht’s? Es geht um’s Wegfahren, um neue Eindrücke, um Erfahrungen auf Reisen und um sich selbst zu finden, so zumindest schreibt es Big Boss Mike in der Einleitung. Grob überschrieben: „The Travel Experience“.

Alles klar, dann mal los, ich hieve die Climax-Schwarte auf’s Stehpult, zücke die Lupe und fange an akribisch alle Texte und Bildunterschriften zu lesen und die dazugehörigen Bilder zu betrachten, ca. 3 Tage und 40 Kannen Kaffee später bin ich fertig und denke mir „hm…“ Ich meine das sind wahrscheinlich Luxusprobleme, aber das dürfte jetzt mal seit etlichen Ausgaben ein einziger Kritikpunkt sein: irgendwie hätte man den Inhalt dieser Climax locker — und zwar ganz locker — auf zwei Hefte aufteilen können. Zu Gunsten einiger Fotos, die definitiv etwas mehr „Luft“ vertragen hätten…

Der Qualität der Beiträge beschert dies natürlich keinen Abbruch. Es geht los, wie gewohnt mit dem News aus aller Welt, in dem Fall, der spanischen Welt (La Dura Dura, Inflation der frz. 9er-Routen) und um Davis Lamas und Peter Ortners Neuroute „Safety Discussion“, eine sehr knackige, sehr, sehr spärlich abgesicherte Tour in der Laserz Südwand.

Aber wie eingangs erwähnt geht es um Reisen. Und den Anfang macht Climax-Flo Nummer 1, der sich den diesjährigen Roctrip nicht entgehen lies und kurzerhand 23000 Kilometer in die argentinische Wüste tingelte, um mit 1500 anderen  Felshungrigen im absoluten Niemandsland neue Routen zu klettern, neue Leute zu treffen und einen Spirit zu erleben, den man vielleicht auf keinem anderen „Kletterfestival“ so mehr findet.

Weiter geht’s mit einem Beitrag von Roger Schäli, Simon Gietl und Frank Kretschmann. Eine „Reise zu einem toten Freund„… Im Jahr 2011 verunglückte der damalige Kameramann Daniel Ahnen tödlich bei der Expedition zum Arwa Spire. Die drei Freunde machen sich auf, um die Erlebnisse von damals zu verarbeiten.

Mit Climax-Flo Nummero Zwo und Benni Hartmann besuchen wir dann das Land der aufgehenden Sonne: Japan. Wir lernen, daß es dort radioaktive Bouldergebiete gibt (nicht im übertragenen Sinn!), daß dort nacheinander im gleichen Badewasser gebadet wird, daß der Eintritt in die Kletterhalle 40 € kostet und daß der gemeine Japaner fröhlich lacht, wenn er zum x-ten Mal ganz knapp am gleichen Boulderproblem scheitert. Und einiges mehr…

Weiter geht’s wohl mit der ungewöhnlichsten Location im ganzen Heft: der Iran. Stefan Pointner trifft Nasim Eshgi in der Türkei beim Klettern und erfährt Erstaunliches über den Iran. Ein weißer Punkt auf der Landkarte der Kletterspots, aber wohl einer mit einem unglaublichen Potenzial.

Und dann kommt ein ziemlich amüsantes Kapitel in diesem Heft, ein fiktiver Medizinstudiumaspirant (was für ein Wort) geht für die Aufnahmeprüfung nach Wien und schreibt einen fiktiven Blog. Sehr amüsant zu lesen und durchaus informativ. Ist doch auch schließlich einer aus „unseren Reihen“ nach Wean ausgewandert und schwärmt… Anm.: Wer des bayr./österr./weanerischen Dialekts halbwegs mächtig hat trotz des angehängten Wörterbuchs mehr Spaß beim Lesen :)

Weiter geht’s mit einem „alten Hasen“ der Expeditionskletterer, Stefan Glowacz. Er beschreibt im Interview seinen Werdegang vom Wettkampfkletterer hin zu dem „reisenden Kletterer“. Es geht um Kanada, Patagonien und natürlich die letzte große Reise nach Venezuela, die demnächst auch in die Kinos kommt.

Ein weiterer alter Hase im Geschäft ist Bernd Zangerl, der hat zwar nie am Plastik gekämpft, aber die Gemeinsamkeit ist die Suche nach Neuem, nach unentdeckten Gebieten und nach neuen Erfahrungen. Bernd war ja kürzlich mit dem Fotografen Ray Demski und Kletterkollege Alex Luger in Indien unterwegs. Davon gibt’s in diesem Heft die Fotos (und hier ein Interview und ein Video).

Flo Scheimpflug schreibt uns einen Werbeprospekt für die Grampians, Australien. Dem berühmten Sandsteingebiet, daß etwa 400km von Melbourne entfernt liegt und mit großartigen Routen und berühmten Boudern glänzen kann.

Die Schöffels geben noch einen Einblick in die Reiseapotheke, die man auf jeden Fall dabeihaben sollte. Der Techdog erklärt worauf es beim Sichern ankommt. Ein Interview mit Christian Popien, einem der Organisatioren der HardMoves und ein „Theaterstück“ mit HJ Auer und Hermann Buhl runden das Gesamtpaket ab.

Text: kletterszene.com / Bilder: Climax Magazine

  • Beitragsdatum 18. März 2013