Boulder Weltcup Report München [Interview mit Matthias Keller und Christoph Gabrysch]

Wir wollten gerne mal hinter so einen Boulder Weltcup schauen und einen Einblick bekommen, wie die Orga so abläuft und an was man alles denken muss bzw. sollte. Und wen könnten wir das besser fragen als Christoph Gabrysch und Matthias Keller.  Die Routenbauer kommen aber auch noch zu Wort, denn die haben ja auch ’ne ordentliche Portion Verantwortung übernommen. Und so ein Welcupt Report ohne Udo Neumann, wäre kein wirklicher report. Also haben wir ihn uns auch noch geschnappt. Aber  jetzt kommen wir erst einmal zu Matthias und Christoph.

So Jungs, wie fällt euer Fazit zum letzten Wochenende aus:

Christoph: Es war ein fantastischer Wettkampf und ein großartiges Event! Das Olympiastadion hier in München ist einfach eine Location die Gänsehaut garantiert und die, da bin ich mir fast sicher, jedem Athleten in guter Erinnerung bleibt. Wenn dann sogar noch dauerkritsche Stimmen von dem besten jemals dagewesenen Weltcup sprechen, dann weiß man, dass man etwas richtig gemacht haben muss.

Matthias: Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen… Wenn dann noch eine Deutsche im Finale ist, die Bude rappelvoll ist und die Crowd zum Finale so eine gute Stimmung macht, dann vergisst man wirklich die Mühen der Tage und Wochen vorher.

 

Knapp sechstausend Zuschauer, hunderte von Presseleuten und Fotografen, 120 Atlethen, ihre Trainer und Betreuer, die IFSC- und IOC-Leute, und-und-und. Das ist ja nicht einfach mal so zu händeln. Wie viele Helfer habt ihr so am Wochenende am Start gehabt. 

Christoph: Ich glaube insgesamt müssen es so zwischen 50 und 60 gewesen sein, die parallel im Einsatz waren. Hier auch noch mal ein ganz großes Dankeschön an die vielen Helfer von den Sektionen München und Oberland ohne die so ein Weltcup nicht möglich gewesen wäre!

Wie läuft denn die Woche vor dem Weltcup? Und wie sieht der Finaltag arbeitsmäßig bei euch aus?

Christoph: Für mich hat der Weltcup bereits am 16.08., also 9 Tage vor dem Event begonnen. An diesem Tag habe ich mich mit unserem Chefmonteur Veit Berner getroffen um die Wände auf der Location einzumaßen, Damit am nächsten Tag gleich mit einem problemlosen Aufbau begonnen werden konnte. Dann folgten 4 Aufbautage in denen nach und nach die Wände, Podeste usw. wuchsen bis sie dann schließlich am Montagabend komplett standen. Am Dienstagmorgen rückten die Routenbauer an und während die Jungs Griffe an die Wand tackerten wurde im Umfeld eifrig gebannert. Am Freitag wurde dann der letzte Feinschliff gemacht, so dass am Samstagmorgen zur Qualifikation der Männer alles tiptop war.

An den beiden Wettkampftagen steht man unter Dauerstrom, man muss auf alles ein Auge haben und ist auch für alle Ansprechpartner. Wenn es mal irgendwo hakt muss man direkt zur Stelle sein und eine schnelle Lösung haben. Hier zahlt sich dann eine gute Vorbereitung aus, wenn schon im Vorfeld alles geklärt ist müssen während des Wettkampf dann keine Noteinsätze stattfinden – solche Noteinsätze gibt es aber auf fast allen Wettkämpfen dann noch, auch auf diesem. Mein persönliches Highlight am Sonntagabend war natürlich das Abspielen der russischen Hymne, nach den letzten beiden Jahren durfte hier nichts schiefgehen ;-)

Matthias: Die Woche vorher ist definitiv die stressigste. Da sind 12 bis 14-Stunden –Tage normal. Gut eine Woche vor dem eigentlichen Wettkampf werden die Wände und die Matten angeliefert, die müssen dann innerhalb von zwei Tagen aufgebaut werden, damit der Routenbau beginnen kann. Dann fangen wir mit dem Rest der Location an: Bannering, Tribünen, etc. In diesem Jahr hatten wir noch zusätzlich das Problem, dass die Brandschutzauflagen im Stadion massiv verschärft wurden – genau eine Woche vor Aufbau der Wände – und wir sehr kurzfristig einen Brandschutzanstrich der Boulderwände machen mussten – bevor die Wand aufgebaut wurde. Und neben dem ganzen Aufbau auf der Location fällt in der Woche vor dem Weltcup natürlich noch eine ganze Menge im Büro an – Teilnehmertüten packen, Beschilderungen fertig machen, Presse- und ÖA-Termine koordinieren, und, und und. Man pendelt eigentlich ständig zwischen Büro und Location hin und her.

Am Finaltag selber sollte es dann eigentlich laufen – man ist natürlich sehr früh auf der Location, um noch zur Not falsch gelaufene Dinge vor dem Wettkampf korrigieren zu können. Aber hier hatten wir einen wirklich guten Support von den Helfern und auch vom Olympiapark, die uns die komplette Absperrung und Security gestellt haben und auch immer mit schneller und unkomplizierter Hilfe zur Stelle waren, wenn doch noch was gefehlt hat. Und das, obwohl wir nur ein Teil der riesigen 40-Jahr-Feier des Parks waren und man schon gemerkt hat, dass der Olympiapark an diesem Wochenende viel mehr zu tun gehabt hat, als die Jahre zuvor

Normalerweise hast du ja immer als „Einzelkämpfer“ moderiert. Dieses Jahr hattet ihr das (ürbigens großartige) Duo Markus Grünebach und Aric Merz gebucht. Wie kam es zu der Entscheidung? War das auch als Entlastung für dich gedacht?

Matthias: Ja, absolut! Am Anfang hatte ich den Moderationsjob schon noch im Hinterkopf, habe dann aber relativ schnell gemerkt, dass ich das mit der Projektleitung vom Weltcup zusammen nicht mehr machen kann. Um bei der Moderation gut zu sein, braucht man unbedingt den Kopf frei – zumindest halbwegs. Das geht nicht, wenn einem oben von der Matte auffällt, dass hinten eine Beachflag nicht an ihrem Platz steht… Wir suchen ja schon länger verzweifelt nach geeigneten Wettkampf-Moderatoren und bei der Suche war ich schon vor längerem auf Markus und Aric gestoßen. Markus hatte ja auch schon einen ersten Einsatz beim Bouldercup in Auerbach – da hatte ich schon gesehen, dass er das drauf hat. Bei Aric konnte ich mir das zumindest sehr gut vorstellen – er hat ja auch das nötige „Rampensau-Gen“… Dass das dann so großartig wurde mit den beiden hatte ich nicht unbedingt bei ihrer Premiere erwartet… Man hat auf jeden Fall gemerkt, dass sie Spaß dabei haben und ich habe sie quasi vom Fleck weg wieder fürs nächste Jahr gebucht. Im Übrigen würde ich mich auch freuen, wenn wir die beiden auch für die nationalen DAV-Wettkämpfe gewinnen könnten. Aber ich glaube, die zwei haben selbst noch Wettkampf-Ambitionen…

Könnt ihr uns verraten, mit welchen Betrag man bei so nem Weltcup rechnen muss.

Christoph: Für eine Eigentumswohnung in München würds reichen.

Matthias: …das ist Betriebsgeheimnis, aber wir protzen sicherlich nicht mit einem Monster-Budget. Da sind wir eher die Schwaben… Aber wie Christoph schon sagte: Man bekommt eine kleine Eigentumswohnung dafür – außerhalb Münchens dann schon eher ein Haus…;-)  

Und wie bekommt ihr den doch nicht mehr kleinen Betrag zusammen? Das sind wahrscheinlich viele Sponsoren, die dafür aktiviert werden müssen.

Matthias: Der Hauptteil kommt vom Mitveranstalter, der Landeshauptstadt München, die ihr Engagement beim Boulderweltcup oder auch beim Speedcup auf dem Königsplatz vor dem Hintergrund des Selbstverständnisses als „Bergsporthauptstadt Deustchlands“ sieht – da sind wir schon sehr dankbar für. Ein weiterer Großteil wird durch DAV-Mittel getragen und dann ein eher kleinerer Teil noch über Sponsoren. Hier müssen wir aber für die Zukunft noch wesentlich mehr akquirieren, um die Veranstaltung weiter zu entwickeln, aber ich denke, mit den drei hervorragenden Weltcups im Kreuz sollte uns das hoffentlich gelingen.  Auch nicht vergessen darf man den Anteil vom Olympiapark, die uns die Location sowie weitere Sachleistungen zur Verfügung stellen. Wir haben auf jeden Fall schon Ideen, was wir im nächsten Jahr noch verbessern wollen und zur WM 2014 können wir dann hoffentlich noch einmal eine Schippe drauf legen.

Und stimmt das Sprichwort, nachdem Weltcup ist vor dem Weltcup?  (Ab wann gehen die Vorbereitungen für 2013 los.)  

Matthias: Genau jetzt – ich sitze an einer „To-Do-Liste“ für 2013, wo ich die Optimierungspunkte eintrage und wir werden uns auch demnächst mit der Projektgruppe zu einer Feedbackrunde treffen. Wirklich akut wird es dann aber erst Ende des Jahres bzw. Anfang nächsten Jahres – wir haben meist im Februar/ März unser „Kickoff“ für den Weltcup. Gut ist, dass wir ja mittlerweile fast schon einen standardisierten Planungsablauf haben.

Na dann lassen wir Euch beiden wieder weiterarbeite und wenn ihr für die WM einen Hubschrauber Landeplatz einplanen könntet,wäre super! Vielen Dank noch für den Cafe. Wir sehnen uns bestimmt bald wieder.

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Video-Link: http://vimeo.com/48369308

Text: Christoph Gabrysch und Matthias Keller DAV, kletterszene.com Video: Bergleben.de bei Vimeo

  • Beitragsdatum 2. September 2012