Janja Garnbret beim 8c klettern in osp - kletterszene

Arco | Janja Garnbret flasht Pure Dreaming in Massone

Nachdem die zweifache Olympiasiegerin und mehrfache Weltmeisterin beim diesjährigen Rock Master im Bouldern abgeräumt hatte, verlängerte die 26‑jährige Slowenin ihren Aufenthalt in Arco und gönnte sich ein paar Tage am Fels. Die krönte sie mit einer Flash‑Begehung von Pure Dreaming (8c+/9a?) in Massone.

Pure Dreaming: 8c+ oder doch 9a?

Pure Dreaming in Massone wurde von Alfredo Webber eingebohrt und im Februar 2018 von Adam Ondra erstbegangen; er bewertete die Route mit 9a. Die 50 Meter lange, extrem pumpige Linie liegt im steilsten Sektor von Massone. Der 15‑Züge‑lange Einstiegsboulder macht potentiellen Wiederholer*innen sofort klar, worum es geht. Danach wird die Route steiler und nach knapp weiteren 85 Zügen und kurz vor dem ersehnten Umlenker wartet die zweite Schlüsselstelle.

Im Laufe der Jahre und mit der immer populärer werdenden Verwendung von Kneepads entwickelte sich ein Knieklemmer zu einem No‑hands‑Rest. So wurde durch den Einsatz des Kneepads die Linie für viele leichter, weshalb immer mehr Kletter*innen – unter anderem Alex Megos und zuletzt auch selbst Adam Ondra – Pure Dreaming eher mit 8c+ bewerteten. Ohne zu viel vorwegzunehmen: Janja kletterte die Route ohne Kneepads.

Janja kam, sah – und flashte

Janja hängte nach dem Rock Master noch ein paar Felstage dran und war unter anderem in Massone, einem der Top‑Gebiete für alle, die schwer klettern können. Nachdem sie sich in leichteren Routen warmgeklettert hatte, fragte sie Michele Caminati, der gerade mit Freunden an der Route tüftelte, wie er den Einstieg gelöst hatte. Michele erzählt unseren Kollegen von Planet Mountain:

Ich erklärte ihr, wie wir es machen, aber wir sind etwas größer und offensichtlich musste sie bald improvisieren. Sie schaffte es irgendwie, die erste Schlüsselstelle zu überwinden, ich weiß wirklich nicht, wie, und dann nutzte sie nicht einmal den ersten No-Hand-Rest – sie ließ ihn komplett aus und kletterte einfach weiter.

Dann, am letzten Boulder, probierte sie eine Sequenz nach der anderen aus, und genau bei den harten Zügen clippte sie eine Expressschlinge ein, die beim Rotpunkt alle überspringen, bevor sie sich mit aller Kraft zum Umlenker hocharbeitete. Es sah eher nach einer On-Sight-Begehung als nach einer angeleiteten Flash-Begehung aus; sie kämpfte hart und musste während ihrer Begehung ihre Beta ändern. Es war fast eher eine On-Sight-Begehung als eine Flash-Begehung. Auf jeden Fall der Wahnsinn.

Da im Topo noch der Schwierigkeitsgrad 9a steht und sich Social-Media-Nachrichten rasend schnell verbreiten, wurde schnell vom ersten 9a‑Flash durch eine Frau gesprochen. Janja selbst nannte später jedoch 8c+ als ihre persönliche Einschätzung.

Auf jeden Fall eine bemerkenswerte Leistung — und wir können uns schon auf die Wintersaison 2025/26 freuen. Janja schrieb nämlich auch:

Nun werde ich mir ein paar Tage frei nehmen, um neue Energie zu tanken, bevor die Felsensaison beginnt.

Zur Einordnung

Wie schon erwähnt schreiben manche Kolleg*innen von der derzeit schwersten Flash‑Begehung durch eine Frau. Auch wir hatten das bis kurz vor Veröffentlichung so formuliert. In Anbetracht dessen, dass sie die Route „original“ (also ohne Kneepads) geklettert hat, wäre 9a als Bewertung nicht ungerechtfertigt. Da Janja die Linie aber selbst mit 8c+ einschätzt — sehr zum Kopfschütteln mancher männlicher Stars der Szene — ist es aus unserer Sicht schwierig, 8c+/9a zu melden. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf die kommenden Wochen!

Alles erfolgreich erledigt in Arco, nachdem ich Puro dreaming (8c+?) in Massone geflasht habe, bevor ich mich auf den Heimweg gemacht habe.

so Janja auf instagram

  • Credits Text kletterszene.com
  • Credits Fotos Tobias Zlu Haller / Red Bull Content Poo
  • Beitragsdatum 27. Oktober 2025