EFowke_Meiringen_BWC_W_F_2018_ © IFSC/Eddie Fowke

Am Wochenende startet die Boulder Weltcup-Saison 2019!

Am 5. April fällt im schweizerischen Meiringen der Startschuss für die diesjährige Weltcup-Saison der Athleten und Athletinnen, die es lieber kurz und heftig als lang und ausdauernd mögen. Über den Winter wurde in den Nationalteams gewiss gepowert wie nie zuvor, denn Olympia 2020 ist derzeit die größte Verheißung seit es Kletter-Wettkämpfe gibt. Und jeder Weltcup-Punkt zählt für den Qualifizierungswettkampf dieses Jahr in Toulouse.

Urs Stöcker: „Der Druck lastet angesichts von Olympia sehr hoch auf den Favoriten, das wird sicherlich hochspannend.“

 

Wer wird gewinnen?

Wer das Boulder-Geschehen regelmäßig verfolgt, weiß: Jedes Jahr werden die Karten neu gemischt und alles ist möglich. So mancher Star verschwand über Nacht in der Versenkung, während ein anderer Nobody wie ein Phönix aus der Asche stieg. Beim Bouldern hat das zunehmend mit der grundsätzlichen Veränderung des Kletterstils zu tun: Kraft alleine reicht schon lange nicht mehr für einen vorderen Platz. Die mitunter zirkusreifen Boulderprobleme mit Anlauf und wilden Sprüngen verlangen neben obligatorisch perfekter Physis eine schier grenzenlose Bewegungsphantasie – und manchmal auch einfach etwas Glück, um in den vier Minuten Kletterzeit pro Boulder auf die richtige Lösung zu kommen. Nur sehr wenige schaffen es, sich konstant über Jahre im Spitzenfeld aufzuhalten. Wie drückt es Nationaltrainer Urs Stöcker so treffend aus? „Schau dir einfach 2018 an: Sieben Weltcups und sieben verschiedene Sieger.“

 

KVÖ-Kombinierer fokussieren auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele

EFowke_Meiringen_BWC_W_F_2018_ © IFSC/Eddie FowkeJakob Schubert und Jessica Pilz waren aufgrund ihrer herausragenden Leistungen in der letzten Saison vom Verband für die Olympiaqualifikation gesetzt. Beim internen Simulations-Wettkampf Anfang März haben Georg Parma, Sandra Lettner und Laura Stöckler die internen Kriterien erfüllt und gehören nun auch zum Aufgebot, welches in allen drei Disziplinen startet. Bis auf Laura Stöckler sind alle in Meiringen am Start. Stöckler steigt ab 26. April beim Weltcup in China ins Geschehen ein, wenn in Chongqing und Wujiang Bouldern und Speed ausgetragen werden.

 

„Die Saison steht ganz im Zeichen der Qualifikation für Tokio 2020. Bereits im März bei einer internen Simulation wurde die Kombinaitons-Starter für die ersten vier Weltcups festgelegt. Im Mai gibt es im Rahmen eines internen Test-Bewerbs noch eine zweite Möglichkeit, sich als Kombinierer für die Qualifikation für Tokio 2020 zu empfehlen“, erklärte KVÖ-Sportdirektor Heiko Wilhelm.

 

Der DAV Kader

Der deutsche Kader ist mit zehn Athletinnen und Athleten zahlenmäßig eines der stärksten Teams, nur die Japaner sind mit einer wesentlich größeren Mann- und Frauschaft am Start. Kein Wunder, denn die Olympiade findet schließlich nächstes Jahr in Tokio statt. Damit dürften Motivation als auch das Engagement des Landes höher sein als der Mount Fuji.

Die beste Deutsche war 2018 Alma Bestvater, die sich beim Bouldern mit Platz zehn im Gesamtranking 2018 einen heiß umkämpften Platz in den Top Ten sicherte. Sie ist auch die amtierende Deutsche Meisterin im Bouldern und wird in den diesjährigen Weltcup-Finalen sicherlich nicht mit Popcorn auf der Zuschauerbank sitzen, sondern es ihren Mitbewerberinnen so schwer wie möglich machen, an ihr vorbeizuziehen. Für Hannah Meul ist es der erste Auftritt seit ihrem sensationellen vierten Platz bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires 2018. Ihr Weltcup-Debüt geben Annika Pidde  und Elisa van der Wel. Afra Hönig hingegen kletterte bereits im letzten Jahr zum ersten Mal in Meiringen.

EFowke_Meiringen_BWC_W_F_2018_ © IFSC/Eddie Fowke

Bei den Herren ist Jan Hojer derjenige, der am besten weiß, wie sich Weltcup-Gold in den eigenen Händen anfühlt. Letztes Jahr kletterte er auf einen sagenhaften dritten Platz in der WM-Kombinationswertung in Innsbruck, eine bessere Empfehlung für Olympia kann man kaum in der Tasche haben. Aber auch der Zwölferkletterer Alexander Megos oder der deutsche Bouldermeister Yannick Flohé haben Olympia im Hinterkopf und werden sicherlich alles geben. Ebenfalls mit dabei beim Weltcupauftakt: Philipp Martin und Max Kleesattel.

 

Große internationale Konkurrenz

„Climbing makes the people come together“, lautet ein gern genanntes Bonmot, wenn es um den sozialen Aspekt des Kletterns geht. Und der kommende Weltcup in Meiringen unterstreicht dies sozusagen doppelt und dreifach, denn aus aller Welt reisen die Athleten und Athletinnen an, um sich zu messen. Ob aus Brasilien oder Australien: Den Saisonstart will niemand verpassen.

EFowke_Meiringen_BWC_W_F_2018_ © IFSC/Eddie FowkeBei den Damen sind die Augen vor allem auf Shauna Coxsey gerichtet, die in der Vergangenheit unbesiegbar erschien, dann jedoch von wiederholten Verletzungen aus der Wand geworfen wurde. Die Grenze zwischen topfit und schwerverletzt verläuft, wie das nun mal im Leistungssport ist, auf einem sehr schmalen Grat. Und jeder Normalsterbliche, der Shauna schon einmal beim Training beobachtete, fragte sich ohnehin, wie man dermaßen massiv auf den Körper einwerken kann, ohne dass dieser nachgibt. Der Österreicher Jakob Schubert ist zusammen mit dem EFowke_Meiringen_BWC_W_F_2018_ © IFSC/Eddie FowkeTschechen Adam Ondra einer der Topfavoriten für Olympia. Beide sind dermaßen breit aufgestellt, dass sie beim Bouldern wie geborene Zirkusartisten wirken und beim Seilklettern wiederum so, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

Als würden die bisher aufgezählten Stars in Meiringen noch nicht reichen, sind da noch die Teams aus Slowenien und Japan: Beide Nationen dominierten im letzten Jahr die Weltcups. Allen voran natürlich Janja Garnbret, die in der letzten Saison kaum zu schlagen war. Lediglich zwei Frauen konnten es dauerhaft mit ihr aufnehmen: Die Japanerinnen Akiyo Noguchi und Miho Nonaka – letztere startet allerdings nicht in Meiringen. In der Weltrangliste der Herren stehen ebenfalls Athleten der beiden Nationen ganz oben. Die wichtigsten Namen: Jernej Kruder, Gregor Vezonik (beide SLO) sowie Tomoa Narasaki und Rei Sugimoto (beide JPN).

 

IFSC Boulder Weltcup Programm

Freitag, 5. April 2019

  • 08.30 – 15.00 Uhr Qualifikation Herren
  • 16.30 – 22.00 Uhr Qualifikation Damen

Samstag, 6. April 2019

  • 11.00 – 13.15 Uhr Halbfinale Damen und Herren (Livestream)
  • 19.15 – 20.45 Uhr Finale Herren  (Livestream)
  • 20.45 – 22.15 Uhr Finale Damen  (Livestream)
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Video-Link: https://youtu.be/NilmvjLAcUQ
    Text: Deutscher Alpenverein, Ben Lepesant, Kletterszene Foto: © IFSC/Eddie Fowke
  • Beitragsdatum 3. April 2019