Weiterhin Rutsch- und Absturzgefahr im Gebirge! [Altschneefeldern]

Altschneefelder stellen ein häufig unterschätztes Absturzrisiko dar. Viele überschätzen die Reibung auf hartem Firn und unterschätzen die Beschleunigung im Falle eines Sturzes.

Bereits bei mäßiger Hangsteilheit erreichen wir bei fünf bis zehn Metern Rutschstrecke eine Geschwindigkeit, die nicht mehr kontrolliert werden kann. Bei einem Rutsch über einen 40 Grad steilen Firnhang erreicht man beinahe freie Fallgeschwindigkeit,

so dgibt Michael Larcher, Leiter der Bergsportabteilung im Alpenverein, zu bedenken.er Alpenvereins-Experte.

Auch bereits flachere Hänge mit 30 Grad Neigung bergen ein Risiko, welches den wenigsten Wanderern bewusst ist. Auf den eisigen Flächen kann man kaum mehr bremsen, auch wenn sie auf den ersten Blick gar nicht so steil wirken.

„Ein Ausrutscher auf einem Schneefeld, das in felsdurchsetztes Gelände oder gar in einen Steilabbruch übergeht, kann schwerwiegende Folgen haben,

so der Alpenvereins-Experte.

Wann und wie sind Schneefelder zu queren?

Altschneefelder können ein guter Grund sein, eine Bergtour abzubrechen. In jedem Fall ist vor der Begehung eine kritische Risikoeinschätzung notwendig. Ebenso notwendig ist die Rücksichtnahme auf weniger trittsichere Tourenpartner und die Unterstützung von Kindern. Will man seinen Weg trotz Altschneefeld fortsetzen, sollte man ein paar Sicherheitsempfehlungen verinnerlicht haben.

Zum Queren eines Schneefelds sollten wenigstens die oberen zehn Zentimeter der Schneedecke aufgeweicht sein, damit man auch wirklich Tritte setzen kann. Gute Bergschuhe sind hier natürlich eine absolute Grundvoraussetzung.

rät der Bergsportexperte Michael Larcher

Ein häufig zu beobachtender Fehler beim Queren von Schneefeldern ist die durch Unsicherheit ausgelöste Innenlage. Günstig ist eine aufrechte Körperhaltung, die Hüfte leicht nach innen geknickt, der Körperschwerpunkt über dem talseitigen Schuh. Um das Gleichgewicht zu unterstützen lässt man die Arme etwas abgespreizt oder verwendet Wanderstöcke, was noch effektiver ist. 

Eine weitere wertvolle Unterstützung bei rutschigem Untergrund sind sogenannte Snowspikes, die den Grip auf Schnee deutlich verbessern und die Ausrutschgefahr stark verringern. Snowspikes benötigen keine steigeisenfesten Bergschuhe und wiegen um die 250 Gramm, sie können einfach und schnell über den Wanderschuh gezogen werden und passen in jeden Rucksack. 

Was tun, wenn man doch ins Rutschen gerät?

Generell macht es Sinn, auf Schneefeldern mit Abrutschgefahr vollständig bekleidet und mit Handschuhen unterwegs zu sein. Wer auf einem Altschneefeld ausrutscht muss sofort mit allen Mitteln versuchen, den Sturz zu bremsen. Je höher die Geschwindigkeit, desto schwieriger wird es, die Rutschfahrt zu stoppen. 

Zum Bremsen drehen wir uns auf den Bauch und nehmen eine Liegestützstellung ein. Arme und Beine sind leicht gespreizt, wir stemmen die Schuhspitzen in den Schnee und krallen uns gleichzeitig mit den Händen fest. Diese Bremstechnik im gefahrlosen Gelände zu üben ist wichtig – und gleichzeitig für Kinder und Erwachsene ein Spaß!

Gewissenhafte Planung vorausgesetzt

Der Alpenverein rät Wanderern, sich vor jeder Tour sehr genau über die aktuellen Verhältnisse zu informieren. Wichtig ist es, zu bedenken, dass sich die Bedingungen je nach Hangausrichtung ändern können – etwa wenn ein Wanderweg von der Sonnseite in nordseitige Hänge führt. Besondere Vorsicht ist mit Kindern geboten: Nur bei mäßiger Neigung und einem sanften Auslauf, der keine Steine aufweist, sind Schneefelder ein geeigneter Spielplatz!

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Video-Link: https://youtu.be/71FTsDax6nw
  • Credits Text Marie-Theres Franke/ ÖAV, Kletterszene.com
  • Credits Fotos ÖAV-Monika-Melcher, ÖaV, Koch alpin, Archiv-ÖAV-Peter-Plattner
  • Beitragsdatum 31. Mai 2021