
Abschied von Cristian Brenna
Am gestrigen 3. Juni 2025 hat die Kletterwelt einen herausragenden und vielseitigen Klettersportler verloren, vor allem aber einen allseits geschätzten Menschen. Brenna starb gestern Vormittag bei einem Unfall auf einer Gratwanderung am Monte Biaina im Alto Garda, nahe seiner Wahlheimat. Der 54-Jährige befand sich mit einem Freund auf 1350 Metern Höhe, als er stolperte, mehrere Meter den bewaldeten Hang hinabrutschte und anschließend auf die darunterliegenden Felsen stürzte.

Cristian Brenna begann im Alter von 15 Jahren mit dem Klettern. Vom Sport- und Trad- und Eisklettern über Mehrseillängen, das Bouldern und alpines Bergsteigen – er war in all diesen Spielarten des Vertikalsports zuhause.
Ende der 90er Jahre zog er mit seinem Klettern, seinem Charisma und seinen Dreadlocks die Aufmerksamkeit der Szene auf sich.
Brenna arbeitete zunächst als Elektriker, bevor er dem italienischen Militärsportteam beitrat und seine Wettkampfkarriere startete. Der dreifache italienische Meister im Lead, zweifache Vize-Europameister und mehrfache Weltcupmedalliengewinner war außerdem Athletenvertreter des italienischen Sportkletterverbandes.
Damalige Mitstreiter wie Yuji Hirayama, Fred Nicole und Robyn Erbesfield-Raboutou, sowie Kletter*innen der folgenden Generationen haben ihre Trauer und ihren Respekt via Social Media zum Ausdruck gebracht.
Mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht und meist zu Scherzen aufgelegt, war er ein beliebter Zeitgenosse. Als 8c+ noch der bis dahin härteste mögliche Schwierigkeitsgrad im Sportklettern war, holte er sich in rasantem Tempo mehrere Rotpunktbegehungen bis zu diesem Grad. Als „die reinste Essenz des Kletterns“ sah er allerdings die Onsight-Begehung. Nach über hundert 8a-Onsights und mehreren 8b-Onsights gelangen ihm auch zwei Onsights im Grad 8b+. Mortal Kombat in Castillon in Frankreich und Ghegoro in Covolo in Norditalien.
Nach seinem Rücktritt vom Wettkampfsport im Jahr 2005 zog er im darauffolgenden Jahr ins Sarcatal und verlagerte Brenna seinen Schwerpunkt vorübergehend auf das Bergsteigen und Expeditionen in die höheren Gefilde und war im Karakorum und in Patagonien unterwegs. 2008 gelang ihm dort eine Route am Cerro Piergiorgio zusammen mit Hervé Barmasse.
Cristian Brenna engagierte sich im Bergsteigerclub Ragni di Lecco, war Mitglied der Bergrettung der Guardia di Finanza und Bergführer und sicherte beim Rock Master- und bei Rock Junior-Wettbewerben. Er war ein fester Bestandteil der italienischen Kletterszene, vor allem in Arco, und das wird er bleiben.
Seiner Frau Jana und den beiden Kindern Sofia und Filippo, seiner weiteren Familie und seinen Freunden gilt unser Mitgefühl.