600 Teilnehmer auf 10. Münchner Stadtmeisterschaft und Fun Cup [Ergebnisse, Bericht, Video]

 Ein riesen Erfolg war die 10 Münchner Stadtmeisterschaft und der Fun Cup. Knapp 600 Teilnehmer tummelten sich auf den beiden Veranstaltungen am vergangenen Wochenende im Kletter- und Boulderzentrum des Alpenverein sowie auf den anschließenden Straßen und Plätzen

Bereits vor einem Jahr hatte die Alpenverein Sektion Oberland als Veranstalter (mit Unterstützung der  Alpenverein Sektion München) ein neues Konzept für die Münchner Stadtmeisterschaft entworfen. Um den Spagat zwischen Breite und Spitze im Klettersport angemessen zu bewältigen sollte die 10. Stadtmeisterschaft im Klettern in zwei Teile aufgeteilt werden: einen harten, fairen Wettkampf und ein lässiges Spaßevent für jedermann. Umgesetzt wurde diese Idee mit der 10. Münchner Stadtmeisterschaft am Samstag (21.7.) und dem 1. Fun Cup am Sonntag (22.7.). Das Konzept ging voll auf. Die Teilnehmerzahlen verdoppelten sich: insgesamt 600 Teilnehmer gingen an den Start. Das lag zum Teil auch daran, daß die Stadtmeisterschaft der Abschluss des Oberlandcups ist, der sich in diesem Jahr sogar aus ingesamt 4 Kletterveranstaltungen zusammensetzte: 4. CLIMB FREE, 3. Gilchinger Meisterschaft, 7. Tölzer Stadtmeisterschaft und 10. Münchner Stadtmeisterschaft. Teilnehmer aus ganz Bayern waren zur Endrunde nach München gekommen.

Viel Gedränge in der Qualifikation

Dabei wurde die Schraube in der Quali der Stadtmeisterschaft sogar noch etwas angezogen. Nur eine Route galt es zu klettern, dafür waren die allermeisten Boulder mit einem Schiedsrichter besetzt und jedem Teilnehmer standen nur 2 ehrliche Versuche je Boulderproblem zur Verfügung. Diese Änderung verursachte insbesondere in der Endphase der Quali angesichts der großen Teilnehmerzahlen einiges Gedränge. Für das kommende Jahr (die 11. Stadtmeisterschaft) soll die Quali deswegen etwas länger dauern um maximalen Spaß zu garantieren. Bei den Kindern war zusätzlich noch Slacklinen, die 25m-Hangelleiter und das beliebte Bierkastenklettern angesagt. Eröffnet wurde die Stadtmeisterschaft von Uli Hesse (1. Vorsitzender Sportbeirat  Stadt München) und von Walter Treibel (1. Vorsitzender DAV Sektion Oberland).

High Jump gewinnt einmal mehr Simon Lang

Direkt nach der Quali stand der traditionelle High Jump auf dem Programm. Etwa 50 Starter drängelten sich dazu im alten Kinderboulderraum und präsentierten unter lauten Anfeuerungsrufen von Seiten des Publikums spektakuläre Sprünge an der Kletterwand. Legendär ist Simon Langs High Jump Sieg 2011 auf der 3. Gilchinger Meisterschaft, den er mit Turnschuhen absolvierte. Einmal mehr siegte der gar nicht so „lange“ Simon Lang auch auf der 10. Münchner Stadtmeisterschaft im High Jump. Im Schnellkraftbereich kann in der Kletterszene also noch einiges Potential erschlossen werden.

Erstklassiges Schrauberteam

Es scheint eine Besonderheit zu sein, daß sich Favoriten auf der Münchner Stadtmeisterschaft nicht voranmelden. Erst im Finale schälte sich heraus, daß viele hochkarätige Kletterer noch bis zuletzt gehofft hatten, das Wetter würde sie noch an den Fels lassen und sich erst kurz vor Eröffnung der Veranstaltung für eine Teilnahme entschieden. Die Organisatoren, hatten das Finale erstmals umgestellt. Kein ellenlanger Wurmboulder mehr, sondern drei harte, zumeist kurze Probleme mit k.o. System. Von den 5 Finalisten jeder Klasse sollten nach dem ersten Boulder nur drei übrig bleiben, im letzten Kletterproblem sollten nur noch die zwei Tagesbesten gegeneinander antreten. Maximale Spannung war angesagt. Wer würde die drei k.o. Runden überstehen?

Ein erstklassiges Schrauberteam hatten die Veranstalter dazu engagiert: Die beiden Bouldernationalkadermitglieder  Monika Retschy und Stefan Danker und die beiden Wettkampfkadertrainer von München und Oberland, Kochelassel  Jacub Kunc und Boulderass Thomas „Tomtom“ Lindinger. Die vier Schrauber hatten sich mächtig ins Zeug gelegt und präsentierten sowohl im Finale als auch in der Quali fantastische Boulderprobleme.

Weibliche Jugend stark besetzt

Die Kinderklasse stellt auf der Münchner Stadtmeisterschaft eine Vorausschau auf die kommenden Stars der Kletterszene dar. Mindestens zwei Dutzend deutsche Spitzenkletterer sind einst auf der Münchner Meisterschaft in der Kinderklasse zumeist im Finale angetreten. Bei den Mädels  deutete sich diese Tatsache auch auf der 10. Münchner Stadtmeisterschaft an, wenngleich Leonie Lochner verletzungsbedingt nicht antreten konnte. Hier belegten die beiden Lechner Schwestern, Lara und Anna  Platz 5 und 6. Kathi Haimerl  kam auf den 4. Platz. Die starke Freisingerin Frederike Fell (T-Stern Nachwuchskader) kletterte auf den 3. Platz. Die entschlossen auftretende Bambergerin Charlotte Hahn mußte sich mit dem 2. Rang knapp der bayerischen Bouldermeisterin Jugend C , Romy Fuchs  geschlagen geben. In genau derselben Reihenfolge ergaben sich auch die Podiumsplätze in der Gesamtwertung des Oberlandcup 2012: Romy Fuchs (1.), Charlotte Hahn (2.), Frederike Fell (3.).

Dichtes Favoritenfeld bei den Jungs

Ein ähnlich dichtes Favoritenfeld, das allerdings ausschließlich aus Mitgliedern der Wettkampfkader 2 und 3 von München und Oberland bestand, stellte sich zum Finale bei den männlichen Kindern auf. Phillip Götschel kam auf Rang 5, Thomas Nibler erkletterte sich Platz 4, Marco Alder kam auf den 3. Rang, Korbinian „Bini“ Fischer wurde Münchner Vizemeister und Elias „Spiri“ Heinemann, der mit 10 Jahren erst kürzlich seine erste 10 kletterte, siegte zum ersten Mal bei einem Wettkampf. In der Oberlandcupgesamtwertung tauschten jedoch Bini und Spiri die Plätze. Dort gewann mit drei ersten und einem zweiten Platz in allen vier Wettbewerben souverän Korbinian Fischer.

Auswärtige vorn bei der weiblichen Jugend

Bei der weiblichen Jugend hatten die Auswärtigen die Nase vorne. Julia Mühl und Julia Kressierer  machten gleichauf Platz 6. Auf den 4. Platz kam Paulina Keinath , Favoritin Louisa Brumma  trumpfte zwar technisch stark verbessert auf, mußte sich dann jedoch zwei starken Auswärtigen geschlagen geben: Elisabeth Binder (Gangkofen) wurde Vizemeisterin in ihrer Klasse, Münchner Meisterin bei der weiblichen Jugend wurde verdient Sophie Arnold, die wie alle Jahre zuvor mit einem großen Trupp aus Erlangen angereist war. Die Podiumsplätze im Oberlandcup 2012 ergaben sich identisch: Sophie Arnold (1.) vor Elisabeth Binder (2.)  und Louisa Brumma (3.).

8 Teilnehmer im Finale der männlichen Jugend

Wegen Gleichplatzierungen zogen sogar 8 jugendliche Topkletterer ins Finale der Jungs ein. Paul Siebenkäß (Erlangen) wurde Fünfter.  Der Präzisionskletterer Johannes Pollner (Freising) machte Platz 4. Guillermo Urzua (Bamberg), der schon im dritten Jahr auf dem Oberlandcup startete, kam auf den 3. Podestplatz und Matthias „Matze“  Reck (München) wurde zum ersten Mal Münchner Vizemeister. Der Sieg ging zwar voll verdient an den taktisch und technisch ausgefeilt aufkletternden Österreicher Matthias Erber (St. Johann), allerdings konnte Matze in der Gesamtwertung Oberlandcup auch noch seinen ersten Sieg  einfahren, vor Guillermo Urzua (2.) und Johannes Pollner (3.).

Geli Lorenz konkurrenzlos in der 40+ Klasse

Immerhin 9 Damen 40+ traten auf der Münchner Stadtmeisterschaft an. Die bis dato meist schwach besetzte Klasse beginnt aufzuholen. Im Finale war wieder einmal Claudia Bezold (5.)  aus Erlangen dabei, die mit ihrer Crew aus dem Frankenjura seit mindestens 7 Jahren mit am Start ist. Platz 4 gelang Jeanette Heinemann, die Mutter des Siegers aus der Kinderklasse. Sie wollte ursprünglich gar nicht antreten, meinte abschliessend jedoch daß es doch viel Spaß gemacht hat. Anja Meudt, die bereits im Gilchinger Finale aufgetrumpft hatte machte Platz 3. Münchner Vizemeisterin in der weiblichen 40+ Klasse wurde Kai Rosport. An einer kam jedoch niemand vorbei:  Angelika „Geli“ Lorenz gewann souverän, allerdings war dieses Jahr eine starke Konkurrentin nicht angetreten: Katrin Lindemann die es als erste den Hattrick im Oberlandcup schaffte (2011, dritter Sieg in ihrer Klasse) wurde allgemein vermisst. Der Oberlandcup zeigte ein ähnliches Ergebnis auf dem Siegerpodest nur Anja Meudt und Jeanette Heinemann tauschten die Plätze.

Nur 10er Kletterer im Finale der 40+ Herren

Die Herren 40+ Klasse zeigt schon seit Jahren extrem stark auf. Als einer der ganzen wenigen Wettkämpfe im deutschsprachigen Raum mit einer 40+ Klasse übt die Münchner Stadtmeisterschaft eine besonders große Anziehungskraft auf diese Gruppe der „Legenden“ aus. Nicht wenige der insgesamt 34 Starter (!) waren oder sind noch im 10. UIAA Grad unterwegs. Die Rangliste der erfahrenen „Silberrücken“ ergab sich nach dem Finale wie folgt: Jörg Perwitzschky (sein Bruder Olaf trat ebenfalls an) aus dem Frankenjura wurde 5. Marco Alders Papa Stefan (der Mann mit den Keulen) kam auf den 4. Rang. Auf Platz 3 biss sich Peter Schneider (Haar) durch, der offiziell nur wegen des schlechten Wetters antrat. Martin Baumer, der Mann mit dem Fingerstrom und Sieger in seiner Klasse 2011 konnte sich „nur“ auf Platz zwei behaupten. Thomas Stallinger kam mit den sehr harten Boulderbrettern des Finales am besten zurecht. Voll verdient stand der Trainer des Wettkampfkader 1 von München & Oberland zuletzt ganz oben auf dem Siegerpodest. Die Reihung der drei Besten in der Oberlandcupgesamtwertung war identisch mit dem Ergebnis der Münchner Stadtmeisterschaft.

Tamara Seibold trumpft auf

Gleich 4 der 6 Damen die im Finale das angeblich schwache Geschlecht vertraten, waren nicht vorangemeldet, sondern schneiten überraschend am Morgen der 10. Münchner Stadtmeisterschaft in Thalkirchen herein. Das bedeutete lange Gesichter bei einige Damen, die in den Vorrunden des Oberlandcup widerholt in der Endrunde dabei waren und auch für München auf eine Teilnahme im Finale gehofft hatten. Dementsprechend stark waren die Mädels an den Finaleboulern unterwegs. Verena Wittling (München & Oberland) kam gleichauf mit Kathrin Albrecht auf Platz 5. Sichtungskadertrainerin Natascha Baumhauer (München & Oberland) erkletterte sich den 4. Platz. Auf den 3. Stockerlplatz kam eine weitere Sichtungskadertrainerin: Anna Vogel (München & Oberland). Im letzten Boulder kam es zum Showdown um den Sieg zwischen der bereits zweifachen Münchner Meisterin Kathrin Schierl (Freising /T-Stern Kader) und der überraschend auftrumpfenden Tamara Seibold, die zum ersten Mal auf einem Oberlandcupwettkampf antrat. Ursprünglich hatte sich der Verfasser dieser Zeilen schwer ins Zeug gelegt um Tamara zu überzeugen, daß sie starten solle, weil sie sehr gute Chancen auf einen der vorderen Plätze habe. Tatsächlich konnte sich sich zuletzt sogar ganz knapp gegendie favorisierte  Katrin Schierl durchsetzen. Die Spannung war in diesem Finaledurchgang kaum zu überbieten, denn beide Damen erschienen ungefähr gleichstark. Das Ergebnis der Gesamtwertung im  Oberlandcup sah jedoch ganz anders aus: Hier siegte Natascha Baumhauer (1.) vor Katrin Schöttle (2.) und Tabitha Eckfeldt (3.), die alle drei für München & Oberland antraten.

Markus Herdieckerhoff wird Münchner Meister bei den Herren

Bei den Herren hatten sich immerhin drei der fünf Finalisten vorangemeldet, darunter ein alter Bekannter, Arthur Korte (München & Oberland), derzeit wohnhaft in Wien und bereits 2006 und 2008 Münchner Meister bei den Herren. Es roch nach Hattrick. Meistens kommt es anders und dann auch noch anders als man denkt, Arthur scheiterte an einem Sprung , den die anderen Herren statisch überlisteten und konnte sich dennoch mit Rang 4 vor Felix Rampf (5.) platzieren. Der technisch mit vollendetem Stil aufkletternde Steffen Hilger (München & Oberland) kämpfte sich auf den 3. Rang vor. Die Entscheidung wer bei den Herren den Meistertitel einheimst, fiel am letzten Boulder zwischen Lorenz Ulmer, der aktuell in KBM angestellt ist und Markus Herdieckerhoff (Wettkampfkader 1 München & Oberland). Markus sicherte sich schlussendlich mit einer Menge Entschlossenheit und Kampfgeist knapp vor Lorenz den Meistertitel. In der selben Reihenfolge stellte sie die Gesamtwertung des Oberlandcups auf dem Podest dar. Markus (1.), Lorenz (2.) und Steffen (3.) standen bei der Siegerehrung identisch auf den begehrten Stockerlplätzen des Oberlandcups.

Preise über 7000,- auf der Stadtmeisterschaft

Das Publikum war während des Finales voll mitgegangen und entsprechend entspannt verlief die Siegerehrung, bei der Preiseüber 7000,-vergeben wurde. Vielen Dank hiermit nochmals dan die Sponsoren, allen voran Sporthaus Schuster und die Stadtwerke München. Zeitgleich präsentierte Stefan Glowacz im mit 2000 Zuschauern voll besetzten Festzelt am nahen Dietramszeller Platz seine Multimediashow „Abenteuer Expedition“. Aber damit war noch längst nicht Schluss. Am frühen Abend wurden auf dem Globetrotter Outdoorfilmfest auf dem Fussballfeld vor der Kletteranlage die besten Filme von BANFF und EOFT präsentiert. Einige die schon am Morgen um 8:00 Uhr an der Registration anstanden beendeten diesen überaus erlebnisreichen Tag erst kurz vor Mitternacht. Die 10, Münchner Stadtmeisterschaft war damit  in ihrer Gesamtheit betrachtet ein echtes Highlight.

http://www.youtube.com/watch?v=aVs6OHKUOV8

Bergfest leidet unter dem schlechten Wetter

Am Morgen darauf starteten um 10:00 Uhr die ersten Teilnehmer auf dem 1. Fun Cup, der im Rahmen des vom Isarlandverein veranstalteten 1. Münchner Bergfestes, stattfand. A propos Bergfest: Vom Kinderkarussel angefangen über ein gutes Dutzend Buden und weitere Veranstaltungen war auf den Straßen und Plätzen rund um das Kletter- und Boulderzentrum des Alpenvereins eine Menge geboten. Im Gegensatz zur Stadtmeisterschaft wirkte sich jedoch das halbscharige (bayer: = von zweifelhafter Qualität) Wetter zum Nachteil des Bergfestes aus. Die Veranstalter kündigten nach dem Wochenende das 2. Bergfest für das nächste Jahr an und erklärten zu Recht, dass hier in Zukunft noch viel Luft nach oben ist. Zurück zum Funcup.

330 Starter auf dem Fun Cup

Der Fun Cup war vom Organisationsteam von München & Oberland in Zusammenarbeit mit der Spielvereinigung Freundschaft Thalkirchen, dem 2Club des Kreisjugendring, der Jugend des DAV und der Jungmannschaft von München und Oberland gemeinsam auf die Beine gestellt worden. Eigentlich sollte es eine Art „Versuchsballon“ gemäß dem neuen Konzept zur 10. Münchner Stadtmeisterschaft werden. An insgesamt 23 Stationen konnten Gruppen und Familien Punkte sammeln. Gewertet wurde in Gruppen, Teamspirit war also angesagt. Offensichtlich hat das neue Konzept voll ins Schwarze getroffen. Unerwartet starteten auf dem Fun Cup über 300 glückliche Teilnehmer. Bei der abschliessenden Siegerehrung standen etliche Familien und Freundesgruppen aber auch zufällig und bunt zusammengewürfelte Teilnehmergruppen auf dem Siegerpodest im großen Festzelt. Als Hauptunterstützer hatte sich beim Fun Cup Globetrotter mit Preisen über insgesamt 3000,- positioniert.

Text: Nils Schützenberger  Fotos: Marco Kost

  • Beitragsdatum 25. Juli 2012