5.10 Team VXi – im Test

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Hersteller: FiveTen
Art: Revolutionärer Slipper
Einsatzbereich: Bouldern, Indoor, Wettkampf
Highlights: extrem weich / neu entwickelter „Supergummi“ MI6 verspricht beste Reibungswerte
Preis- / Leistung: absolute Schmerzgrenze

Testbericht FiveTen Team VXi

Der FiveTen Team VXi sticht heraus aus dem unüberschaubar großen Angebot an Kletterschuhen. Beim Händler fällt der Schuh neben seiner aggressiven Optik zuerst einmal wegen seines außergewöhnlich hohen Preises auf. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei stolzen 169€. Der hohe Preis liegt an der speziellen Gummimischung der Sohle, die bei FiveTen im Kletterschuhsegment bisher nur im Team VXi Verwendung findet. Die herausragende Stärke des Schuhs ist folgerichtig auch der extrem hohe Reibungswert auf jeglichem Untergrund. Die Ausrichtung als Spezialist im Bereich „Reibungskletterschuh“ wird unterstrichen durch die bisher nicht da gewesene Weichheit der ganzen Konstruktion. Als ich den Schuh das erste Mal in den Händen hielt, in alle Richtungen biegen und sogar von vorne nach hinten komplett aufrollen konnte, habe ich nicht schlecht gestaunt. Meine Neugier war geweckt. Ich konnte den FiveTen Team VXi bisher auf etlichen Trips auf unterschiedlichen Gesteinsarten testen und möchte euch meine Erfahrungen nicht vorenthalten.

Performance
Die neben der einschränkenden Frage der Passform bei einem High-End Kletterschuh wichtigste Frage ist wohl die Leistung am Fels bzw. Plastik. Da der FiveTen Team VXi ein sehr spezieller Schuh ist, findet man hier sowohl gleißendes Licht als auch tiefen Schatten. In der Werbung von FiveTen heißt es: „Der MI6 Gummi hat unschlagbare Reibungswerte auf so gut wie jedem Untergrund – sei es Fels in all seinen Ausprägungen oder Glas, Metall usw.“ Die Reibung auf Fels jeglicher Gesteinsart ist tatsächlich phänomenal. Der Schuh klebt förmlich am Fels, auch wenn er glatt ist, und keinerlei Strukturen bietet. In Sachen Gummimischung ist der MI6 Gummi meiner Einschätzung nach eine Revolution.

Antreten auf Minileisten

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Die ganze Konstruktion des Schuhs wurde auf größtmögliche Weichheit und Sensibilität hin optimiert. So kommt der Schuh ohne unterstützende Zwischensohle daher, was eine optimale Anpassung an den jeweiligen Fels ermöglicht. Es liegt immer ein Maximum an Gummi am Fels an, was zu noch besserer Reibung führt. Dies hat jedoch den Nachteil, dass es anstrengend ist, auf Dauer mit dem Schuh zu klettern. Die Zehen- und Wadenmuskulatur wird stark gefordert und lange Touren sind ein Belastungstest für die Muskeln und daher nicht Metier des Schuhs. Die fehlende Zwischensohle tut da ihr übriges. Ansteigen auf kleinen, scharfen Leisten ist mit etwas Übung und einer speziellen Technik des „Aufrollens“ über die Leiste zwar möglich, aber extrem anstrengend und auch nicht das Gelbe vom Ei, da man unsicher steht und alles mit der Fußmuskulatur wegstehen muss. Für Löcher gilt dasselbe – möglich, aber auf Dauer anstrengend.

Antreten auf schmierigem Tritt
DSCN7753So bescheiden der Team VXi auf scharfen Leisten und in langen Touren performt, genauso herausragend gut verhält er sich auf abschüssigen und schmierigen Tritten jeglicher Gesteinsart. Ich konnte keinen signifikanten Unterschied zwischen Granit, Kalk, Konglomerat oder Sandstein feststellen. Der Fuß steht auf Reibungstritten einfach solide. Ich habe, nachdem ich den Schuhimmer besser kennen und schätzen gelernt habe, den Schuh häufig in diffizilen Boulderproblemen nur an einem Fuß getragen. Dabei nutzte ich ihn für maximale Reibung auf sonst unsicheren Tritten, am anderen Fuß trug ich einen harten und auf Kanten und Hooks starken Schuh. Apropos Hooks – wenn man den FiveTen Team VXi maximal engt nimmt, hält der Hook erstaunlich gut und der MI6 Gummi kann auch hier seine Stärken ausspielen. An den bombenfesten Halt in einem gut sitzenden High-End Kletterschuh mit zwei oder drei Velcroverschlüssen kommt der über nur einen Velcro verfügende Team VXi aber nicht ganz heran.

Hooken mit dem Team VXi
DSCN7757Der Gummi über dem Zehenbereich ermöglicht gefühlvolle Toehooks an Dachkanten, es ist jedoch etwas Schmerzresistenz vom Akteur gefordert, da jede Kante nur von einem Millimeter Gummi gefiltert an den Zehen ankommt. In der Halle beim Toehooken von runden Volumes kann der Schuh aber seine volle Stärke ausspielen und überzeugt auf ganzer Linie. Insgesamt performt der Team VXi in der Halle sehr gut, da hier für gewöhnlich weniger messerscharfe Leisten vorkommen, dafür mehr runde und abschüssige Tritte und Volumes. Genau hier kommen die Stärken des Kletterschuhs zum Tragen. Ein sehr intuitives Klettererlebnis ist die Folge und der Schuh wird den starken Jungs und Mädels in den Boulderhallen sehr viel Spaß machen.

Die Verwendung zum klassischen Klettern im Klettergarten ist, soweit die Touren nicht zu steil werden und sich überwiegend auf mehr oder weniger geneigten Platten abspielen, auch gegeben. Meiner Einschätzung nach hilft der Schuh eine gute Fußtechnik zu erlernen, da man durch das direkte Gefühl, das vermittelt wird, Vertrauen in die vorhandene Reibung bekommt und dies dann auch auf andere Touren und andere Schuhe übertragen kann.

Passform 
2014-05-16 09.23.24Das bei FiveTen häufig diskutierte Problem der Passform ist auch beim Team VXi ein spezielles Thema. Der Schuh hat einen sehr schmalen Leisten und ist daher leider nur für Kletterer mit einem ebenso schmalen Fuß – insbesondere Vorderfuß – eine Option. Wer mit einem breiten Fuß gesegnet wurde, hat meinen Erfahrungen nach, die ich beim Verkauf des Schuhs sammeln konnte, wenig Chancen ohne einen bösen Krampf im Fuß in den Kletterschuh zu kommen. Der Einstieg ist aber im Vergleich zum klassischen Team von FiveTen weiträumiger und einfacher geworden. Das sehr weiche und samtige Material des Obermaterials in Kombination mit dem dünnen und flexiblen Gummi, erzeugt den ersten Kletterschuh, der einer Klettersocke nahe kommt. Der Schuh umschließt den Fuß sehr gut und ein Verdrehen des Fußes im Schuh wird auch bei großem Druck vermieden – FiveTen nennt diese Eigenschaft den „Active Arch Support“. Ob der Kletterer eine römische oder griechische Fußform hat, spielt keine Rolle, da der Schuh so flexibel ist. Die Zehen sind relativ gerade im Schuh und werden nur wenig aufgestellt, was der Idee Rechnung trägt, möglichst viel vom magischen Gummi an den Felsen zu bekommen. Wer schon einmal versucht hat, mit extrem aufgestellten Zehen auf Reibung zu stehen, wird diese Idee nachvollziehen können. Der Einstieg in den Schuh geht nicht so locker von der Hand wie bei einem Velcro, etwas Kraftaufwand an den zwei groß dimensionierten Schlaufen (seitlich und am Rist) ist nötig. Nach einem halben Jahr ist bei mir dabei die Naht der hinteren Schlaufe leider schon in Mitleidenschaft gezogen. Noch hält sie aber…

Ist der Fuß einmal in den Kletterschuh eingerastet, lebt es sich dort recht angenehm. Druckstellen oder störende Nähte konnte ich nicht feststellen und ein Verweilen im Kletterschuh für längere Zeit (in den begrenzten Dimensionen eines Boulder- oder Sportkletterschuhs!) ist ohne weiteres möglich. Der eine Vecro Strap über dem Rist ist gut positioniert und sinnvoll, da gerade der Halt beim Hooken gegenüber einem herkömmlichen Slipper deutlich verbessert wird.

Haltbarkeit
2014-05-16 09.23.00Bei einem Kletterschuh dieser Preisklasse und dabei einem so dünnen Gummi eine wichtige Frage! FiveTen verspricht „Der Gummi ist im Vergleich zu anderen Schuhen so haltbar wie herkömmliche Gummis der doppelten Dicke!“ Nach einem halben Jahr im Einsatz kann ich das auch so bestätigen. Abrieb ist sichtbar, aber völlig im Rahmen und vergleichbar mit anderen High-End Kletterschuhen. Draußen am Fels war der Abrieb deutlich geringer als in der Halle, was aber der Regelfall ist. Da der FiveTen Team VXi auch kein Kletterschuh für jeden Tag ist, sollte er meinen bisherigen Erfahrungen nach eine gute Haltbarkeit aufweisen. Ich rechne bei meinem Exemplar mit etwa 12 Monaten bei durchschnittlicher Nutzung 1x pro Woche überwiegend am Fels.

  • Das Fazit zu diesem Bericht könnt ihr HIER weiterlesen
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Video-Link: http://vimeo.com/63543533

Text: Kletterausrüstung im Test   Foto: Michael Huber

    Text: Kletterszene
  • Beitragsdatum 16. Mai 2014