Bernd Zangerl und das Berliner Wahrzeichen „Molecule Man“ [Video]
Sonntag, 3:30 Uhr früh, Österreichs Boulder-Pionier, der Tiroler Bernd Zangerl aus Zams, beschließt, das Berliner Wahrzeichen „Molecule Man“ zu erklimmen. „Ein Freund und ich dachten uns, der Molecule Man wäre sicher lässig zu beklettern“, lacht der Tiroler verschmitzt. Das offizielle Schild „Beklettern verboten“ fehlt am Fuß des Molecule Man, aber wer käme auf die Idee, eine 30 Meter hohe Aluminium-Statue, die mitten am Wasser steht, raufzuklettern. Bernd Zangerl schon: schnell noch das tags zuvor gekaufte handelsübliche Schlauchboot aufgeblasen und schon geht’s mit den Rudern noch im Halbdunkeln durch die eiskalte Spree zu den drei Männern aus Aluminium.
Schnell und unauffällig muss die Aktion über die Bühne gehen, schließlich ist der Molecule Man keine Kletterwand, sondern ein Symbol für das Zusammentreffen der drei früheren Bezirke Kreuzberg, Treptow und Friedrichshain an der Nahtstelle des wiedervereinigten West- und Ostberlin. Und sie steht gleich neben den Treptowers und dem Bundesnachrichtendienst, Polizeiboote und Sicherheitskräfte inklusive. Der Kick: die senkrechte Aluminiumwand, die mit Löchern durchsetzt ist, die die Moleküle symbolisieren, so schnell wie möglich ohne Umwege hinaufzuklettern. Abrutschen verboten, ein Sturz ins Wasser wäre fatal, denn Zangerl weiß nicht, wie tief das Wasser an diesem Punkt der Spree ist.
Das auszukundschaften, dafür blieb bei dieser Nacht-und-Nebel-Aktion keine Zeit.
„Der Einstieg ist das Schwierigste, weil die ersten Löcher so weit oben sind. Sichtlich wollten die Erbauer nicht, dass da jemand raufklettert. Schade, da haben sie die Rechnung ohne mich gemacht“, sagt er noch, springt mit seinem Schlauchboot ins Wasser und klettert in Windeseile die Statue Loch für Loch bis an die Spitze in schwindelerregenden 30 Meter Höhe. Sichtbar erleichtert nimmt Bernd Zangerl nach wenigen Minuten Kletterzeit gemütlich Platz auf dem Kopf eines der drei Molecule Men, ehe es wieder mit gekonnten Griffen abwärts Richtung rettendem Schlauchboot geht. Nach getaner „Mission Molecule Man“ geht’s schnellstmöglich an Land. Es ist bereits zu hell, jede Minute länger in verbotenen Gewässern und an verbotenen Wahrzeichen wäre zu riskant. Mit einem zufriedenen Lächeln und im Laufschritt verschwindet der Tiroler am Ufer der Spree: „Lässig war’s, mal schauen, ob sich da nicht noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit in Europa findet.“ Grinst. Und weg ist er.