Fontainebleau 2011 — So war's und ned anders…

So, nun schreibe ich endlich den „Bericht“ zu unserem Bleauurlaub. Leicht ist es diesmal nicht, denn wenn ich es auf den Punkt bringe, ist die Geschichte recht kurz: Umi g’foan, g’scheid o’zogn, gsuffa, umgfoi’n, hoam g’foan. Ist jetzt auch blöd, oder? Da eine Aufreihung von „hohen“ Nummern wahrscheinlich aber ebenso wenig aussagt, wie mein obiges Fazit, nachfolgend der Versuch, den Ausflug in ein etwas schöneres Licht zu rücken.

Angefangen hat es irgendwann im Sommer, als Ese auf mich zukam: „Hey, wollen wir einen Männerausflug nach Bleau machen?“ und meinen Hinweis auf die disziplinierende Wirkung durch die Anwesenheit von Vertretern des weiblichen Geschlechts gekonnt mit „Ah Schmarrn“ entkräftete. Tja, so verabredeten sich sieben Jungs im Alter von 16 bis 45, Samstag früh um 8 im DAV-Bus nach Frankreich zu starten. Und da stand ich nun 8 Uhr vor der DAV-Halle und erfuhr, was Pünktlichkeit bedeutet: gegen 10 starteten wir endlich gen Westen. Bleau. Gite beziehen. Yeah – eine Top ausgestatte Küche mit Spülmaschine und Internet. Krass – was für ein Garten, für Münchner Verhältnisse ein Park.

Hm – an den ersten Abend kann ich mich gerade nicht mehr erinnern. Ich nehme aber an, wir haben einen leckeren Salat zubereitet und ein Nudelgericht gekocht, Skat gespielt, Biervorräte vor dem Verderben gerettet und uns auf den nächsten Tag gefreut.

Der nächste Tag: Bleau: nicht sichtbare Tritte, mehrfaches Abrutschen darauf, vermeintlich leichte Boulder, die einem nicht ihr Geheimnis preisgeben, walrossartiges Überwinden des letzten Meters– typisch erster Tag eben…. Unsere Technik hatte noch sehr viel Potential… Seltsamerweise kam man bereits am ersten Tag auf die Idee, die oben genannten Damen anzurufen, da sie auch nach Bleau fahren wollten: Tja, leider sind sie dann doch in Freising geblieben, wohl abgeschreckt durch Eses gegrummelte Worte à la „Männerurlaub“… Naja, c’est la vie. Am Abend gab es anlässlich Rainers Geburtstag Salat mit gebratenen Shrimps und Champions sowie Lachsfilet mit Rosmarinkartoffeln. Ich durfte dem Jonny beim Kochen assistieren und lernen. Und Wein. Und Skat. Und Wein. Umgfoi’n. Rest vergessen, glücklicherweise Rezept vorher aufgeschrieben.

Montag: Franchard Isatis. Leider feucht. Trotzdem gebouldert. Kaum was hochgekommen – nur Thomas Knoche hat eine abartige runde Slooperkante (7b+) im dreihundertsiebenundfünfzigsten Versuch und bei tropischen Verhältnissen niedergerungen und damit die Teamwertung gerettet. Am Abend stieß dann Jam noch zu uns, der mit dem Flieger nach Bleau flog, dann aber leider in den TGV nach Lyon stieg…. Auf alle Fälle rechtzeitig zum leckeren Kaninchen à la Île-de-France – dem kulinarischen Höhepunkt unserer Reise. Der Abend endete wie der vorherige, Timo musste dann gegen 5 Uhr morgens seine Diskussion über saubere Fußtechnik mit Ese unfreiwillig beenden.

Dienstag: Regen. Lesen. Schlafen. Johnny zum Zug bringen. Er kam dann nach einer Odysse gegen 9 am nächsten Morgen auch an – naja, die Bahnen in Frankreich sind auch nicht besser als unsere. Ein Teil des Teams war in Bas Cuvier bouldern – der andere Teil schlief den Rausch der letzten Nacht aus. Ich gönnte mir einen Ruhetag (Anm.d.Red.: vulgo „auch Rausch ausschlafen“). Am Abend kochte Thomas dann ein feines Nudelgericht: Spaghetti alla puttanesca. Wie ging der Abend weiter: ich hab endlich Schafskopfspielen gelernt (Anm.: die Regeln…), hab gleich meine erste Kohle dabei verloren und wurde zu allem Überfluss auch noch vom Gerd rundgemacht, weil mein Zuspiel offensichtlich noch nicht optimal war. Ich wusste gar nicht, dass Schafskopf so emotional sein kann. Glas Wein. No oans. Oans geht no! Umgfoi’n.

Mittwoch:Yeah: kein Regen, leider 210% Luftfeuchte. Cul de Chien. Aufwärmen. Toit du Cul de Chien (7a). Jam: Flash , Thomas K.: Flash, Timo: Flash, ich verpürte einen leichten Druck, hier entsprechend nachzulegen. Flashversuch. Der Versuch endet unwürdig mit einer Sehnen-Zerrung im Unterarm im staubigen Sand. Scheiße. Im zweiten Go mit den restlichen Fingern geht’s dann – leider nur ein kleiner Trost. Den Abend liessen wir dann mit einer Grillsession ausklingen – Yeah: saftiges Rindfleisch auf Buchenholz gegrillt mit Zwiebeln, Senf und Chilis. Schon wieder 5 Liter Ventoux. Warum zum Teufel haut der so rein, wenn wir ihn uns zu 7 teilen? Ok, Nun hab ich es gecheckt: Thomas K – der Brave – geht gegen 11 nüchtern ins Bett. Timo ist – wie es sich für einen 16-jährigen gehört – nach drei Gläsern durch, Gerhard trinkt Rosé aus seinem geheimen Privatreservoir. Rainer hält sich vornehm zurück, um uns beim Schafskopfen die Hosen auszuziehen… Naja, den Rest kann man sich ausrechnen: Ui, Ui, Ui – frage nicht nach Sonnenschein!

Der Donnerstag wurde bei durchwachsenem Wetter mit Bouldern im Gorge aux Chat begonnen und endete nach einem leckeren Kaiserschmarrn – Danke an Gerhard – mit den neuesten Folgen von Two And A Half Men und ein paar lustigen, zotigen Youtube-Videos (Anm.: z.B. 1 oder 2 oder auch 3 [nein, das wird nicht verlinkt]).

Am vorletzten Tag waren wir im Gebiet 95.2 und haben gemeinsam einen richtig schönen Parcour geklettert. Blau. Plattig Abwechlungsreich. Endlich hatten wir unsere Füße soweit im Griff, dass wir nun auf 6a – Platten auch Spaß und Vergnügen verspürten. Geil! Thomas konnte eine 7a+ flashen. Ese und Jam machten ihren Namen als Frauenversteher alle Ehre und wurden – warum auch immer – mehrfach von mehreren Damen belagert. Fast hätten sie sie in unsere Gite zu Vanilleeis und heissen Himbeeren eingeladen. Das fand ich dann nicht mehr lustig: Damen, auf deren Radar ich nicht mal existiere, essen mir mein Eis weg – das geht ja mal gar nicht. Da unterhalte ich mich lieber mit angetrunkenen Kerlen über Yoga und Origami – man lernt halt nie aus… Das war dann auch das Ende vom Tag: Schinkennudeln, als Nachtisch heisse Himbeeren mit Vanilleeis. Dazu fünf Liter guten Wein – umgfoi’n.

Der letzte Tag war weniger aufregend: In Bas Cuvier über zig leere Kondomhüllen gestolpert und über die Hintergründe spekuliert: die Franzosen sind schon ein umtriebiges Völkchen, gell? Noch ein paar Boulder gemacht und dann hoamgfo’n. Schee wars – bis zum nächsten Mal!

(Anm: Theoretisch haben wir auch jede Menge gefilmt. Momentan hängt’s noch am Schneiden, das kann sich aber nur noch um Jahre handeln. Wenn es fertig ist, seid ihr eh die Ersten, die es zu sehen bekommen.)

Text: Thomas „Tommi“ Franze f. Kletterszene / Fotos: TK, GW und E