Yannick Flohé im Interview

Das Highlight der WM in Japan war für Yannick Flohé der Moment, als er den letzten Halbfinal-Boulder geschafft hatte und wusste, dass er im Finale dabei ist, erzählt er. Damit hatte wahrscheinlich niemand gerechnet: Yannick, der jüngste der deutschen Teilnehmer, holte sich Bronze beim Bouldern. Sein bislang größter sportlicher Erfolg. Der „junge Wilde“ im deutschen Team musste sich nur dem Weltmeister Tomoa Narasaki und dem Österreicher Jakob Schubert geschlagen geben.

Ks.com: Glückwunsch! Inzwischen realisiert, dass du Bronze gewonnen hast?

Yannick: Danke. Das mit dem dritten Platz habe ich schnell realisiert. Aber dennoch hat es sich irgendwie komisch angefühlt, dass ich auf einmal Dritter bei der WM bin…

Boulder-Semifinale der Herren, Kletter-WM 2019, Hachioji

Wie lief für dich der Boulderwettkampf: erzähl mal.

In die Quali bin ich sehr entspannt reingegangen und habe mir selber dieses Mal keinen Druck gemacht. Im Halbfinale haben mir alle Boulder vom Style her sehr gut gelegen und als ich die Platte geschafft habe, war ich super motiviert für die letzten beiden steilen Boulder. Als ich den letzten Boulder gemacht habe, dachte ich mir schon, dass es fürs Finale reicht.

Das Finale gilt als das schwierigste bislang. Wie fandest du die Boulder?

Die Boulder waren – ehrlich gesagt – nicht schön. Es war kein normales Wettkampfbouldern wie beispielsweise im Halbfinale, sondern es gab mal wieder nur Sprünge und Parcour-Style. Das hat niemandem im Finale Spaß gemacht und erst recht nicht, da es dazu noch viel zu schwer geschraubt ist.

Im ersten Boulder hattest du schoneine Hand am Top, konntest dann aber nicht mehr doppeln. Sonst wäre es Silber geworden. Bist du deshalb enttäuscht?

Nein, gar nicht. Ich glaube, das Top zu doppeln war der schwierigste Teil und alle, die so weit gekommen sind, hatten dort Probleme.

Und wann wusstest du, dass es mit einer Medaille klappen könnte?

Das habe ich erst nach dem letzten Boulder gemerkt, als nach mir fast keiner mehr die Zone erreicht hat.

Du hast schon bei unzähligen Wettkämpfen mitgemacht. Es war aber dein erstes Finale bei der WM der Senioren: Ist das noch mal was Besonderes? 

Ja, ein WM-Finale bei den Senioren ist nochmal was ganz Anderes als alle Finale, die ich bei Jugend-Wettkämpfen erreicht habe.

Du bist relativ spontan zur WM gefahren. Lief es so gut beim Bouldern, weil keine Erwartungen an dich gestellt wurden?

Ich hatte im Bouldern gar keine Erwartungen und hatte mir eigentlich mehr Chancen im Lead ausgerechnet, weil es bei den letzten Lead-Weltcups so knapp war mit einer Finalteilnahme.

Lead war in dieser Saison deine beste Disziplin: Zwei Halbfinale bei Weltcups. Die Leadquali bei der WM am Tag nach dem Boulderfinale war für dich aber nicht so optimal. Lag das daran, dass deine Finger durch waren?

Im Lead musste ich mit getapten Fingern klettern und war ziemlich platt vom Boulderfinale. Das Halbfinale hab ich verpasst, aber dadurch hatte ich dann zwei Ruhetage, um mich für den Combined-Wettkampf zu erholen.

Bei dem war dein erklärtes Ziel, im Finale zu sein. Das hast du knapp verpasst – enttäuscht?

Ja, auf jeden Fall. Ich hätte Zehnter sein müssen, um mich für Olympia zu qualifizieren und bin Elfter geworden. Das ist natürlich ärgerlich.

Wie geht´s jetzt weiter? Urlaub auf Malle oder Training für den Nominierungswettkampf in Toulouse?

Erstmal etwas Pause und dann starte ich noch beim Lead-Weltcup in Kranj und bei der EM Lead in Edinburgh.

Aber Tokio 2020 ist für dich inzwischen durchaus denkbar?

Ja, ich weiß jetzt, dass ich gute Chancen habe, mich in Toulouse zu qualifizieren.

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Video-Link: https://youtu.be/UCvKC7NwPvE