Seb Bouin punktet 9a , Toru Nakajima wiederholt Lucid Dreaming (8C) und Michi Wohlleben begeht neue M11+/ WI6

Michi Wohlleben begeht Stirb langsam (M11+/WI6+)

Am 18.01.2017 konnte Michi Wohlleben eine Erstbegehung links des Seebenseefalls bei Ehrwald rotpunkt klettern. Die Linie, von unten direkt über die einzelnen freihängenden Zapfen an das große Eisnest zu klettern, faszinierte ihn schon seit vielen Jahren.

Aufgefallen ist mir die Linie als ich 2009 zusammen mit Peter Albert und Kathrin Winkler den klassischen Seebenseefall geklettert habe.

Noch im gleichen Jahr fing ich mit meinem Bergführerkollegen Michi Bückers zu bohren an. Der schlechte Fels aber auch die massiven Dächer machten das Einbohren ziemlich mühsam. Aus diversen Gründen, wie Verletzungen, schlechten Bedingungen aber auch keiner Motivation sich weiter zu fürchten, dauerte es lange, bis im Jahr 2013 das Einrichten der Route komplett fertig war. Mit freundlicher und geduldiger Unterstützung von Fritz Miller, Michi Wärthl, Markus Koch und Lukas Binder.

Es verging wieder einiges an Zeit. Einen Winter verbrachte ich aufgrund eines Gleitschirmunfalls komplett im Bett und letztes Jahr ist die Route nicht gewachsen. Dieses Jahr war ich hochmotiviert und es hat wohl alles gepasst, auch wenn ich wieder viel Zeit investieren musste. Die Kombination aus der Schwierigkeit, dem brüchigen Fels, und dass es eben komplette anspruchsvolle Seillängen sind, mit einem ätzendem Zustieg machten es schwieriger als ich gedacht hätte.
Am 18.01.2017 konnte ich schließlich, gesichert von Lukas Binder, alle Seillängen von unten rotpunkt klettern. Mir fielen die zwei M11+ Seillängen viel schwerer als jede M11 oder M12 im Klettergarten, aber vielleicht macht das auch die Felsqualität und die Ausgesetztheit aus…

Bewertungen beim schwierigen Mixedklettern sind wie Toilettenpapier, also „für’n Arsch“. Insofern stellt mein Bewertungsvorschlag einen groben Richtwert dar. Ich bin gespannt auf Wiederholungen. Abgesichert ist die Route mit Bohrhaken.

Toru Nakajima bouldert 8C

Nach insgesamt 16 Tagen ausbouldern, aufgeteilt auf drei Saisonen, konnte Toru Nakajima endlich sein Langzeit-Projekt Lucid Dreaming (8C)  erfolgreich abschließen. Nachdem sie schon fast eine Woche im Regen in Bishop auf Besserung gewartet haben, war es dann vor ein paar Tagen soweit und am ersten Tag wurden Griffe inspiziert und ein paar zaghafte Versuche gemacht, aber da war Toru schon klar, daß ihm die Crux dieses Mal wesentlich leichter fällt, als die Male davor. Dabei hat er sich auch gleich einen Cut am Mittelfinger geholt und dachte wohl, was soll schon noch passieren und versuchte gleich den Durchstieg. Also gestartet und… und… zack… war er oben. Ihm selber kam es vor wie Training („…and caught the final crimp like it was practice“). Aber gefreut hat er sich trotzdem nachdem er zwei Jahre Arbeit und Vorbereitung in den Durchstieg investiert hatte, auch wenn es dann doch angenehm anders kam als erwartet. Aber langweilig wird ihm wohl nicht, weil:

„There are so many things I wanted do after Lucid Dreaming…“

Alex Puccio und Daniel Woods bouldern 8B (+)

Daniel Woods, Alex Puccio und Chris Webb Parsons bouldern in Boulder (Colorado)

Die beiden amerikanischen Kletterer Alex Puccio und Daniel Woods waren bei besten Bedingungen draußen unterwegs. Logisch, dass da der 7er-Grad nur zum warmmachen da ist. Alex Puccio war danach auch gleich mehrmals erfolgreich. Sie hat mit Luther (8B) ihre 16. Route in den Grad geschafft, wenn wir uns nicht verzählt haben. Aber weil das natürlich nicht gereicht hat, fielen auch noch Rumble in the Jungle (8A) und The Flame (8A). Nachdem Alex nach ihren ganzen Verletzungen der vergangenen Jahre wieder in bestechender Form ist, dürfte es spannend sein, ob sie demnächst mal einen ganzen Grad draufpackt…

Ihr Landsmann Daniel Woods hat auch große Hartnäckigkeit demonstriert: Eagle and Hawk (8B+) musste sich seiner Spannung geschlagen geben, und das obwohl er ’ne Sehnenscheidentzündung im Ellenbogen hat und öfters am letzten Zug gefallen ist.

Es gab aber noch weitere starke Wiederholungen im Matratzensport…

  • So konnte Caroline Sinno in Fontainebleau, neben drei weiteren 8A, auch Miroir de vanité (8B) begehen. Saustark, kann man da nur sagen.
  • Moritz Perwitzschky zog es mit seinen Matten nach Kochel um auf den Spuren der Großmeister Toni, Klem und Co zu bouldern. Grip war gut, die Leistungskurve steht seit längerem auf „Tendez steigend“; Antonator (8B), Jenseits von jeder Logik (8B) und Jenseits von Gut und Böse (8B) neben weiteren x-Bouldern im Grad 7C+ und 8A nun auf seiner Liste.
  • Das Bouldergebiet Mie hat dank Toshi Takeuchi unbändiger Kraft mit der Erstbegehung Kuzo (8C) einen weiteren schweren Boulder dazubekommen.  Kurz Info für alle ambitionierten Wiederholer und -innen: Es wartet ein 8B Dyno gefolgt von sieben Zügen im Grad 8B+ auf euch! Vui Spaß!

Seb Bouin klettert La Novena Enmienda (9a)

Seb Bouins Vorfreude auf den anstehenden Spanien-Kletterurlaub wurde etwa einer Woche vor Abflug getrübt, als er bei einer abendlichen Trainingseinheit ein lautes Schnalzen in seinem Finger hörte.

„Ich war in Paris beim Training, um mich auf La Rambla (9a+) in Siurana vorzubereiten“, erzählt Bouin. „Und dabei verletzte ich mir den Finger… La Rambla konnte ich also vergessen, denn in der Schlüsselstelle befinden sich einige Leisten.“

Seb Bouin improvisierte. Er wollte seine Reise nach Spanien nicht absagen, er musste einfach nur ein neues Ziel finden. Er brauchte ein Klettergebiet mit Henkeln, und somit entschied er sich für die grosse Höhle von Santa Linya. Und das neue Projekt? Die 50 Meter lange 9a+ namens La Novena Enmienda.

Trotz seiner Verletzung kletterte Seb Bouin die Route nahezu spielerisch, und erklärte, dass die eigentliche Herausforderung darin bestand, seinen Finger nicht noch schwerer zu verletzen.

„Ich musste immer ausgeruht in die Route einsteigen“, erzählt Bouin. „Am manchen Tagen, wenn der Finger weh tat, konnte ich nicht klettern. Daher bin ich glücklich, das mir diese Route gelungen ist. Das ist gut für meinen Kopf und gut für den nächsten Schritt. Selbst wenn das nicht mein maximales Level ist, war ich froh, meine Energie und Motivation in diese Sache stecken zu können.“

Dass der Sponsor bei solch einer Leistung stolz auf seinen Athleten ist, und ihn gleich zu einem Interview bittet, kann man nachvollziehen. Hier könnt ihr das Interview von Seb Bouin lesen…

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Video-Link: https://youtu.be/uRxJqEK9IeA
klatsch-tratsch-stuff-hl2

 

Hurra, ein Trainingsvideo!

Seitdem Herr Sharma seine eigene Boulderhalle vor der Haustür hat, fängt auch er an systematisch zu trainieren. Da das Thema aber ’ne zaaache G’schicht ist, macht man das in der Regel mit guten Kumpels. Tja, und da ist auch der einzige größere Unterschied zwischen den Herren Megos, Sharma, Gelmanov und Co.  und — sagen wir mal — unserem Training. Wir sind genauso motiviert wie Jungs, aber wenn deine Trainingsfreunde einen „einseitigen“ Sponsorenvertrag mit Brauereien aus Tegernsee und München haben, dann wachsen dir halt keine Flügel sondern a Wamp’n. Wer von euch im zarten Alter von 35+ noch 9a klettern möchte, sollte sich das Video anschauen und wer von euch sehen möchte, was man dafür tun muss, auch!

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Video-Link: https://youtu.be/WKK-qdCkzHM
    Text: Kletterszene Foto: Michi Wohlleben, Kletterszene.com Archiv
  • Beitragsdatum 25. Februar 2017