Praktikum en Bloc [Studentenleben]

Jeder Student weis Ferienzeit ist Praktikumszeit! Im Klartext 5 Wochen Praktikum en Bloc, da bleibt einem nicht viel Zeit für andere Dinge.

Es Begann am 07.08.10 16:30 s.t. …

Pünktlichkeit ist Pflicht also rechnete ich für die 190 km von Überlingen bis nach Ausserferrera ca. 2 1/2, das sollte eigentlich langen, wäre da nicht der Pfändertunnel!

Schon 15 km vorher ging nichts OLYMPUS DIGITAL CAMERAmehr, wie kann man auch auf die Idee kommen nen Tunnel nur einspurig zu bauen. Ne Vignette brauchte ich für das Stückchen Österreich, das ich durchqueren musste natürlich auch noch, was meine Fahrtzeit um nicht weniger als 4 Stunden Stau aufstockte. Tunnelparty vom Feinsten. 16:30 konnte ich knicken, Ankunft im Hellen? sehr fraglich! Schließlich schaffte ich es dann noch noch in der Abenddämmerung auf dem komplett überfüllten Parkplatz des Magic Wood anzukommen. Jetzt schnell checken wer sonst noch da ist. Bei den Massen an Autos musste ja man jemanden kennen. Die ersten Gesichter waren auch gleich vertraut: Stefan, Grotze, Thorsten und Lena haben mich gleich begrüßt. Jetzt aber noch schnell ins Gebiet zur Coté du Seshuan bevors komplett dunkel wird. Mikroleiste gefunden, Beta geändert und gepunktet. Yeah, geiler Start!

An den folgenden Tagen trafen weiter bekannte Gesichter ein, so dass ich eigentlich eine Liste hätte führen müssen um jetzt hier niemanden zu vergessen. Das gute Wetter brachte dann das übgrige an Motivation um hart anzureißen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERALeider war dieses Glück nicht von Dauer und ab Mittwoch verhießen 3 Tage Regen-Non-Stop nichts Gutes. Aussicht auf besseres Wetter erst Ende der darauffolgenden Woche…so zumindest der Bericht, aber noch waren ja nicht alle Regenboulder gemacht und solange wollte ich doch zumindest bleiben. Der Camping leerte sich jetzt zusehends und die Übrigen belagerten den Brunoblock als gäbe es für jeden gepunkteten Boulder Freibier ;-) also auch kein Zustand…Am Samstag war dann der angesagte Clean-Up-Day: eine Aktion, die derart viel Dreck aus dem Wald beförderte, wie es sich niemand vorgestellt hatte. Andere Gebiete hätten beherztes In-die-Kacke-langen allerdings auch mal nötig. Bas Cuvier ohne den ganzen Müll ist aber noch jenseits meiner Vorstellungskraft. Quasi als Dankeschön klarte tagsdrauf auch der Himmel wieder auf und diesmal sollte das Wetter halten bis ich mir sämtlich Haut von den Fingern gezogen hatte.

Für eine kurze Pause von ein paar Tagen Regen gings dann zurück nach Trier, um mich dort auf den 2. Teil meines Praktikums vorzubereiten. Bleau stand auf dem Programm… eigentlich viel zu warm mit 25° aber es ging ein bisschen Wind und so wars dann doch erträglich. Nach Christophs 50.-8a-Grillparty gings am Morgen drauf gut gefüllt mit bestem Schwein in Richtung Paris.

Auf dem Plan standen Buthiers, Recloses, Isatis, Guichot, Sablons, Saint Germain und Rempart, die unter den gegebenen Umständen alle mehr oder weniger tauglich sind, aber dazu später mehr.

Alleine fahren ist halt immer so eine Sache und so schaute ich mir auch die ein oder andere OLYMPUS DIGITAL CAMERATraverse an und fürs Opium hatte ich ja noch mein runtergekommenes Mondo als Spotter dabei. Freitags traf ich dann auch schon ein vertrautes Gesicht aus Luxembourg und auch der Herr Groß war am Wochenende wieder am Start und so wurden auch schon Pläne für die Woche drauf geschmiedet. Gleiche Zeit gleicher Ort.

Mit Stefan und Thomas gings am Samstag auf Entdeckungstour durch die Dschungel Fontainebleaus. Gebouldert hab ich fast nix da ich brutalst erkältet war –> jede Form von Abspringen dröhnte in meinem Schädel wieder wie die Arbeitsmaschine die uns den Weg nach Coquibus für ne viertel Stunde versperrte. Sonntag war nicht viel besser:alles nass nachdem es ewigen Dauerschutt hatte. Top Trip: 1. Tag Wildnis, 2. Tag Regen; also zurück nach Guichot, wo zumindest das ein oder andere Dach trocken bleibt. Dort schaute ich mir noch das Atelier an, auf das mich Patrick eine Woche zuvor aufmerksam gemacht hatte. Langsam kam auch die Sonne wieder raus und nachdem der Ausstieg abgetrocknet war konnte Thomas noch La Duègne assis knacken.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAFürs Atelier musste ich nochmal herfahren, komplett die Beta ändern und nachdem ich noch 3 mal am Ende rausgepurzelt bin, oben stehen und freuen. Diesmal war ich mit Dennis aus Trier unterwegs der mit La Porte du Temps seine erste 7A+ abhaken konnte. Er schaffte es auch sich schon am ersten Tag die Finger blutig zu reiben und verfügt wohl über besondere Heilungseigenschaften, da es an den Folgetagen nicht rot durch seine Finger presste. Am Ende verdienten wir uns auf der Suche nach Atomic Playboy auch noch die goldene Wandernadel, indem wir einmal komplett um den Erlebnispark in Buthiers herumliefen. Einzige Angabe im Topo: „South of the Swimming Pool“ toller Hinweis, wir sind also der Sonne gefolgt und haben es schließlich auch gefunden, wir hätten halt nur anders herum laufen müssen, also 5 statt 30 min…nun ja. Der Boulder ist eine der schönsten Linien im Wald und war jeden Schritt wert. Schließlich war allerdings auch meine Haut ruiniert und mein Blockpraktikum endgültig vorbei. Schade, aber heute ist nicht Ende aller Tage, ich komm wieder keine Frage!

Martin

Gebietsinfo:

Guichot: ziemlich ruhiges kleines Gebiet, niedrige Boulder mit gutem Absprunggelände, schattig, einige schöne Dächer im 7. Grad die oft trocken bleiben. sehr kurzer Zustieg.
Empfehlungen: Guichot Business 6C+, Coin de Paradis 7A, Achoppement Libre 7B, Fermenture de Guichot 7C+, L’Atelier 8A

Potala: sehr tolle leichte etwas höhere Boulder, ruhig, allerdings nicht so schattig, das Absprunggelände ist in der Regel gut und der Zustieg ist ertragbar. Es gibt aber nicht so viele schöne Boulder im 7. Grad.

Highlights sind: La Porte du Temps 7A+, Étrange Étrave 7B+, La Directe du Surplomb 8A+

Recloses: hier gibts nur schweres Zeugs mit nicht so gutem Absprunggelände. Wer Dächer mit großen Griffen liebt und 8A draufhat fühlt sich hier wohl. Spotter ist empfehlenswert. Empfehlungen: Opium 8A, Narcotic 8A+ beides morpho

Saint Germain: im Topo steht schattig isses aber nicht. Außerdem wuchern hier die Fahnengewächse so dass manche Wege echt schwer zu finden sind.
Absprung ist ok, die Blöcke sind leicht verstreut.

Buthiers: in der Regel eher hohe Blöcke mit manchmal schlechtem Absprung und kurzem Zustieg, allerdings hats mit La Coccinelle 8A und Atomic Playboy raccourci 7C+ zwei schöne Boulder die man auch allein probieren kann.
Empfehlungen: Lady Big Claque 7A+, Magic Bus 7B, Contrôle A 7C, Partage 8A+

Text: Martin Mayer Boulderholics, kletterszene.com Fotos: Martin Mayer

  • Beitragsdatum 17. Oktober 2010