Petzl Grigri+ im Test

Auf einen Blick

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Hersteller: Petzl

Produkt-Art: Sicherungsgerät, Halbautomat

Einsatzbereich: Sportklettern, Indoor,

Funktionalität: Die neue Funktion des  Grigri+ sorgt für mehr Sicherheit beim sichern und ablassen

Produkt-Design: modernes kompaktes Design in drei stylischen Farben

Produkt-Highlights:  Antipanik Funktion, Toprope Modus, Karabiner unabhängig

Preis- / Leistungsverhältnis: Fair

 

 

Testbericht

Viele, eigentlich alle Sicherungsgeräte D13A-GRIGRI-focus-1_LowRessind in den Händen eines Anfängers immer eine fragliche Angelegenheit. Eine Bewegung sollte man einfach nicht machen und sie passiert trotzdem zu oft. Da ist dann auch schnell mal die Aussage: „Das macht man nicht!“ oder „Etwas mitdenken muss man schon!!!“ parat.

Das „alte“ GriGri von Petzl, was 2015 sein 25 jähriges Jubliäum feiern durfte, hatte auch solch eine Bedienungsfehlerquelle: Wenn beim Ablassen der Hebel, mit dem man die Ablassgeschwindigkeit dosieren kann, zu weit aufgemacht wurde nahm der Kletterer schnell und viel Geschwindigkeit auf. Man hätte einfach nur den Hebel loslassen müssen und das GriGri hätte wieder automatisch blockiert. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass doch viele den Hebel — quasi durch Schockstarre und Überraschung —  weiter in der Hand hielten und so der Kletterpartner ungebremst zu Boden rauschte.

Auf dem Markt gibt es heute viele Kopien von dem GriGri und auch schon welche mit einer Art „Paniksicherung“, wie zum Beispiel das Camp Matik. Auf der Outdoor Messe 2016 hatte nun auch Petzl mit dem GriGri+ ein Sicherungsgerät mit Paniksicherung vorgestellt, das man seit diesem Frühjahr in den Läden findet. Das Grigri 2 wird es übrigens weiterhin geben.

Im Video unten ist gut zu sehen, dass der Hebel des neuen GriGri+, wenn man ihn über einen gewissen Druckpunkt zieht, wie das in Paniksituationen vorkommen kann, im Gegensatz zum traditionellen Grigri eigenständig blockiert und den Fall bremst. Nachdem man den Hebel wieder in die Ausgangsposition gebracht hat, kann man das Ablassen fortsetzen.

Handhabung

D13A-GRIGRI-focus-2_LowResIm großen und ganzen erfolgt die Handhabung wie gewohnt. Den Unterschied macht ein seitlich angebrachter  Knauf der die Wahl zwischen herkömmlicher Bedienweise und dem Advance-Modus zu lässt . Warum der Advance heisst, ist uns nicht klar, weil er eigentlich der Modus ist, in dem der Kanal / Tunnel, in dem das Seil verläuft, verringert wird und dadurch deutlich früher blockiert. Und das hat zum einen bei dünnen Seilen im Vorstieg aber vor allem auch Vorteile beim Toprope-Sichern.

Denn für das klassische GriGri waren einige Kletterer meist beim Topropeklettern zu leicht bzw. der Seilzug zu groß. Wenn sie sich unerwartet ins Seil setzten, konnte es passieren, dass man bei einem unaufmerksamen Sicherungspartner ein paar Meter durchrutschte, bis das Grigri blockierte. Dies ist mit der neuen Funktion, dem Toprope-Modus (Advance-Modus), fast unmöglich. Denn selbst bei geringer Seilreibung löste das GriGri+ sofort aus.

Eine weitere Neuerung und somit ein Vorteil ist der kleine unscheinbare weiße Punkt im Verstellhebel.  Dieser kleine Knopf ist quasi die Kindersicherung für alle Anfänger und ein kleines safety back-up für beispielsweise Bergführer oder Klettertrainer. Denn ist dieser Knopf einmal gedrückt, lässt sich der ausgewählte Sicherungsmodus nicht* mehr verstellen und lässt die Kursteilnehmer weniger / bis keine Bedienungsfehler mehr machen.

 

 

Ansonsten wurde noch die Seilführung etwas überarbeitet und an die neuen Seile angepasst.  Wir hatten von 9,1mm bis 10,5mm gefühlt alle Durchmesser in der Hand und konnten nicht groß meckern. Alle Seile (egal ob imprägniert, Neu oder nicht) lassen sich gut führen und ausgeben.

Ein kleiner Tip am Rande: Es gibt immer mal wieder eine Petzl Kletterhallentour und die ist alleine wegen des Sicherheitstrainings mit seinen Bergführern eine Muss-Veranstaltung für jeden Kletterer. Da werden nicht nur alle Sicherungssituationen erklärt und gezeigt, sondern auch durchgespielt. Seit dem Frühling wurde das Programm mit dem GriGri+  und einem kurzen Einführungskurs erweitert.

*) mit Gewalt geht alles

 

Fazit

Trotz anfänglicher Skepsis, ob  diese neueImpression Funktion auch wirklich Sinn macht oder doch nur ein weiterer Marketinggag eines Herstellers ist, überzeugte uns das Grigri+ und sein Advance Modus sehr schnell. Obwohl wir mit dem klassischen GriGri 1/2 mehr als zufrieden sind und uns der Preisunterschied von ca. 20 Euro anfangs „abgeschreckt“ hat, waren wir schnell der Meinung, dass diese Euros bei einem Neukauf bestens angelegt sind. Zumal man natürlich nicht von sich ausgehen kann. Das GriGri ist seit jeher in unserer Klettertaschen zu finden und wir haben uns über die Jahre daran gewöhnt und auch mal die Hände verbrannt. Aber gerade wenn man das Gros in Kletterhallen und -gärten beobachtet, die gerade erst mit dem Klettern anfangen und noch nicht so firm sind, ist das neue GriGri+ eigentlich ein Must-Have und was sind schon 20 Euro gegenüber einem gebrochenen Steißbein oder Schlimmerem.

Der „Toprope-/Advance-Modus“ ist auch für geübte Grigri Benutzer eine angenehme Funktion, die man wie eine Sitzheizung oder Klimaanlage im Auto sehen kann. Man braucht sie nicht unbedingt für die Grundfunktionalität, aber es ist schön, wenn man sie hat.

Es ist auch keine Seltenheit, dass sich jemand ein Sicherungsgerät ausleiht — sei es zum Testen oder weil das eigene gerade zuhause liegt oder die neue Liebe gar keins besitzt. Wenn man mit dem GriGri von jemandem gesichert wird, der nicht so sicher und routiniert mit der Handhabe ist… Ein Klick und das Restrisiko wird um ein vielfaches reduziert.

 

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Video-Link: https://youtu.be/uKfx0I8OnKw
    Text: Kletterszene Foto: Petzl
  • Beitragsdatum 24. April 2017