Michi Wohlleben und Ueli Steck gelingt die Nordwandtrilogie an den Drei Zinnen im Winter

Weil wir heute faul sind zitieren wir mal aus Wikipedia: „Seit der Erstbesteigung der Großen Zinne im Jahr 1869 zählen die Drei Zinnen bei Kletterern zu den begehrtesten Gipfelzielen der Alpen. Sie sind durch zahlreiche Kletterrouten verschiedener Schwierigkeitsgrade erschlossen und wurden so zu einem Zentrum des alpinen Kletterns, von welchem viele wichtige Entwicklungen in der Geschichte dieses Sports ihren Ausgang nahmen.[…] Insbesondere die Ansicht der steilen Nordwände gehört zu den bekanntesten Landschaftsbildern der Alpen und gilt als Wahrzeichen der Dolomiten.“ Enchainements gab es schon immer, so erfahren wir in o.g. Artikel, daß es bereits 1881 einer Seilschaft aus drei Personen gelang alle drei Zinnen an einem Tag zu besteigen. Aber noch nie hat es jemand geschafft, die Trilogie aus den Klassikern an den Nordwänden im Winter zu machen — achja wir sind im Jahr 2014 — bis vor knapp einer Woche: Michi Wohlleben und Ueli Steck haben am 17.3.2014 ein Parade hingelegt, aber das erzählt der Michi besser selber:

Ueli Steck und ich haben am Montag die erste Wintertrilogie der Nordwände der drei Zinnen Non-Stop geklettert. „Cassin“ an der Westlichen Zinne, „Comici“ an der Großen Zinne und „Innerkofler“ mit Nordwandeinstig an der kleinen Zinne. Die drei klassischen Nordwandrouten.

summit-west.zinnewebIch habe die Idee schon zwei Jahre aber es hat nie geklappt. Letzten Dienstag schrieb ich Ueli eine SMS ob er Lust habe die Trilogie zu versuchen. So trafen wir uns am Sonntag zu einer Pizza in Misurina und fuhren danach mit dem Skidoo an den Winterraum der Auronzohütte. Am Montag starteten wir um 8.30 Uhr in die Cassin, eigentlich planten wir 6-12h aber wir waren nach 3h37min am Gipfel… wir waren beide ziemlich überrascht. Durch simultanes Klettern, running belays sparten wir extrem viel zeit und kamen zügig vorwärts. Für den Abstieg brauchten wir eine Stunde. In dem Col zwischen der westlichen Zinne wartete schon unser Freund Lukas Binder, der bereits Wasser geschmolzen hatte, wir machten kurz Pause aßen und tranken und dann stiegen wir ab zum Einstieg der nächsten Route.

summit.gr-zinne.webDen Vorbau der Comici und die erste Seillänge kletterten wir  unangeseilt und dann ging’s wieder los. Mit simultanem Klettern und langen Stretcher Seillängen, waren wir bis zum Ringband wieder extrem schnell. Einzig der viele Schnee auf dem Ringband, welches wir auf die Südseite traversieren mussten, hielt uns ein bisschen auf. Wir kamen im letzten Abendlicht auf den Gipfel (4h47min) die Stimmung dort oben war einzigartig und wir ziemlich glücklich.

 

cassin-west.zinne6766webDann kam der Abstieg, im Dunkeln war es nicht ganz einfach aber wir waren ca. gegen 21.00 Uhr am Einstieg der Innerkofler, auch hier stiegen wir durch das Col zwischen Großer und Kleiner Zinne ab. Am Einstieg wartete auch Flo Rex, der uns dort mit warmen Tee und Cola in Empfang nahm. Wir zogen uns warm an und gegen 21.30 starteten wir in die Nordwand der kleinen Zinne. Bis zum Nordwandsattel kletterten wir auf einer Route deren Name ich nicht kenne – klassisches alpines Kombigelände mit einem Wächtenboulder auf den Nordwandsattel. Ab dem Sattel ging es über die Innerkofler Route zum Gipfel der kleinen Zinne um ca. 00.20 Uhr standen wir beide — zugegebener massen ein bisschen kaputt — am Gipfel der kleinen Zinne, schlugen in die Hände und waren beide ziemlich happy…

 

Eigentlich rechneten wir mit einer Gesamtzeit mit 30h oder vielleicht sogar mehr, aber so brauchten wir knapp 16 Stunden (15:42min)….aber es gibt eben diese Tage, wo alles passt — Verhältnisse gut, Team gut, Kopf gut. Um 02.00Uhr waren wir an der Auronzo Hütte, weckten Flo auf, der mittlerweile im Bett lag, und tranken eine Flasche besten Wein mit 2006er Jahrgang und hörten mit Uelis Telefon „Tage wie diese“ von den Toten Hosen.

    Text: kletterszene.com, wikipedia.com, Michi Wohlleben / Fotos: Lukas Binder, Ueli Steck
  • Beitragsdatum 25. März 2014