Kletterweltmeisterschaft in Paris – ein rauschendes Fest des Klettersports [Ergebnisse, Bericht, Videos]

Die Stadt des Eiffelturms und des Baguettes war nach der EM 2008 in diesem Jahr erneut Austragungsort einer großen Klettermeisterschaft. In diesem Jahr sollten die Weltmeister im berühmten Palais Omnisport in Bercy gekürt werden – eine bessere Arena hätten die Veranstalter wohl kaum finden können und so war die Weltmeisterschaft mit zwei ausverkauften Finaltagen und jeweils 7000 Zuschauern eine tolle Werbung für den Klettersport.

Auch aus deutscher Sicht gab es Erfreuliches zu vermelden:

Mit Thomas Tauporn holte sich ein DAV-Athlet den Titel des Vizeweltmeisters hinter Sean Mc Coll und das bereits zum zweiten Mal nach 2011! Für dieses Spitzenresultat hatte er zuvor einen 20. Rang im Lead, einen 11. Rang im Bouldern sowie Rang 38 bei den absoluten Speed-Spezialisten erreicht.  Mit seinem Abschneiden in seiner Spezialdisziplin Lead war Tauporn zwar nicht ganz zufrieden, allerdings merkte man auch allen Overall-Starten die Mehrfachbelastung aller Disziplinen, die jeweils auch noch an den gleichen Tagen geklettert werden mussten, an. Den Leadtitel bei den Herren holte sich in spektakulärer Manier Jakob Schubert (AUT), der Sean Mc Coll (CAN) und Adam Ondra (CZE) auf die Plätze verwies. Auch der Damentitel ging an eine Österreicherin: Angela Eiter sicherte sich ihren vierten WM-Titel nach 2005,07 und 2011 vor Jain Kim (KOR) und Johanna Ernst (AUT). Aber dazu später mehr.

Für das zweite WM-Highlight aus deutscher Sicht sorgte Jan Hojer (Frankfurt) im Bouldern:
In einem harten Halbfinale ließ er alle etablierten Bouldergrößen  hinter sich und zog sensationell als Führender ins Finale ein. Hier waren nun alle Augen der 7000 Zuschauer auf ihn gerichtet. Hojer, dieses Jahr bereits Dritter beim Weltcup in Vail (USA) und im Sommer durch eine aufsehenerregende Ticklist am Süd Afrikanischen Fels aufgefallen, zeigte sich zuerst unbeeindruckt und flashte das erste Problem, verpasste an Boulder 2 dann aber das Top knapp und schaffte es auch nicht, das Bewegungsproblem an Boulder 3 zu knacken. Nach einem weiteren Flash an Boulder 4 landete Hojer am Ende auf dem fünften Rang –  ein hervorragendes Ergebnis für jemanden, der erst eine Handvoll Boulderweltcups absolviert hat. Der Weltmeistertitel ging einmal mehr an den Russen Dmitrii Sharafutdinov, der wieder einmal punktgenau topfit zur WM aufgelaufen war. Kilian Fischhuber (AUT), dem nur noch der WM-Titel in seiner Titelsammlung fehlt, musste sich mit dem Vizeweltmeistertitel vor Rustam Gelmanov (RUS) zufrieden geben.

Die weiteren deutschen Boulder-Herren  hatten das Halbfinale leider verpasst: Jonas Baumann landete knapp abgeschlagen auf Platz 23, Mathias Conrad wurde 45.

Bei den Damen schaffte zwar keine der deutschen Starterinnen den Einzug ins Boulderfinale, Rang 10 für Juliane Wurm und Platz 12 für Monika Retschy sind dennoch ein mehr als ordentliches Ergebnis für die deutschen Boulder-Damen. Am Ende fehlte beiden DAV-Damen jeweils ein weiterer Boulder zum Finaleinzug.

Ks.com: Vorab möchten wir erwähnen,das der ÖAV von 9000 Zuschauern redet. Ob’s am Zierbe liegt oder die Jungs von DAV einfach keine Lust mehr hatten weiter zu zählen (weil 7000 auch schon viele Menschen), wissen wir leider nicht.

Was wir aber wissen, ist das Jakob Schubert seinen Traum vom WM-Gold erfüllt. Wie von einem anderen Stern kletterte Schubert die Finalroute bis kurz unter das Top und krönte sich mit Ansage zum ersten Österreichischen Weltmeister überhaupt im Sportklettern. Paris (FRA): Jakob Schubert kam nach Paris um den ersten Weltmeistertitel eines Österreichers im Vorstieg zu holen. Eine klare Ansage die Schubert vor den Titelkämpfen öffentlich kundtat und Schuberts Entschlossenheit erkennen ließ . Im „Grand Final“ am späten Sonntag Nachmittag ließ Schubert dann seinen Worten Taten folgen. Mit dem „Fight seines Lebens“ wie Schubert das Finale bezeichnete kürte sich der Tiroler mit einer Höhe von 52 souverän zum Weltmeister im Vorstieg vor dem Kanadier Sean McColl (47) und dem Tschechen Adam Ondra (41). Titelverteidiger und Topfavorit Ramon Julian Puigblanque, der nach dem Halbfinale noch in Führung lag, musste sich mit dem vierten Rang begnügen.

Ich war in Paris an allen Tagen extrem locker. Ich verspürte in keinem Moment Nervosität und nach den ersten Zügen in der Wand war mir klar, dass ich heute die Form habe, um mir den Traum vom Titel zu erfüllen. Als ich bei einer Höhe von 52 aus der Route fiel war ich überglücklich. Mehr wäre nicht möglich gewesen. Deshalb hätte auch Silber wie Gold geglänzt. Mit Gold ist nun mein großer sportlicher Lebenstraum in Erfüllung gegangen!“ sprudelte es aus Schubert nach dem Titelgewinn förmlich heraus.

Angela Eiter und Johanna Ernst erwiesen sich einmal mehr als ÖWK-Trümpfe im Kampf um WM-Medaillen im Vorstieg der Damen. Obwohl Ernst und Eiter in der laufenden Saison noch ohne Weltcupsieg waren, waren es doch die beiden Österreicherinnen, die sich seit 2005 die Weltmeistertitel im Vorstieg der Damen untereinander ausmachten (Eiter 2005, 2007, 2011 sowie Ernst 2009) und somit im hochkarätig besetzten Damenfinale das Gefühl bereits kannten, WM-Gold zu holen.

Angela Eiter, die nach dem Halbfinale noch gestand, „so nervös wie selten zuvor gewesen zu sein“, wirkte bei der Vorstellung der Finalistinnen und der gemeinsamen Routenbesichtigung mit Teamkollegin Johanna Ernst locker und gelöst wie lange nicht mehr. „Paris ist definitiv meine letzte WM. 2014 werde ich sicher nicht mehr bei der WM dabei sein. Deshalb wollte ich noch einmal unbedingt ins Finale. So eine Stimmung wie hier gibt es sonst nirgendwo. Ich werde es einfach genießen und meine Routine spielen lassen!“ gab Eiter die Devise vor dem letzten WM-Finale ihrer Karriere aus.

Dementsprechend befreit stieg Eiter als vierte Athletin in die Finalroute ein. Zug um Zug wurde Eiter in der Finalroute sicherer und entschlossener und kletterte bis zu einer Höhe von 48+, bevor sich Eiter in Führung liegend – lediglich wenige Züge vom Top entfernt – ins Seil fallen lassen musste. Nach ihr scheiterte die Halbfinaldritte Japanerin Momoka Oda bei einer Höhe von 42+. Als Vorletzte trat dann Johanna Ernst, Zweitplatzierte nach dem Halbfinale, vor die ausverkaufte Halle, in der sie 2008 den Europameistertitel gewinnen konnte. Ernst kletterte ähnlich entschlossen und befreit wie Eiter und erreichte nach einem tollen Fight eine Höhe von 42+ die zu Zwischenrang zwei hinter Eiter reichte. Als die Halbfinalführende Koreanerin Kim JAIN als letzte Athletin in die Finalroute einstieg, war bereits klar, dass für Österreich die Medaillen zwei und drei bereits fixiert sind. Offen waren nur noch die Medaillenfarben. Knapp 7 Minuten später war aber auch diese Frage geklärt. Für Kim JAIN war bei einer Höhe von 44+ Endstation. Ein Raunen ging durch die Halle, frenetischer Jubel brach aus und ein historischer Moment war gekommen. In Tränen aufgelöst umarmte Angela Eiter ihren langjährigen Erfolgstrainer Reini Scherer, der als einer der ersten Gratulanten seine „Angy“ in die Arme nahm.

Hier in Paris Gold zu gewinnen ist ein magischer Moment. Das ist einer der emotionalsten Momente in meinem Leben. Danke an alle, die immer zu mir halten! Ich freu mich jetzt darauf mit Kilian, Johanna und unserem gesamten Team zu feiern “ rang Eiter im Moment des Sieges um

Anna Stöhr, Titelverteidigerin und Topfavoriten auf WM-Gold im Boulderbewerb der Damen erreichte in einem spannenden Finale am frühen Sonntag Nachmitag den dritten Platz und sicherte sich somit ihre sechste Medaille bei Großereignissen en Suite seit 2007. Für die Überraschung des Tages sorgte die Französin Mélanie Sandoz, die sich vor Heimpublikum den WM-Titel holte. Silber ging ebenfalls an eine Überraschungsdame. Die Russin Olga Iakovleva, die heuer nach einer neunjährigen Pause wieder in den Weltcup zürückkehrte, ließ überraschend Anna Stöhr hinter sich und belegte vor der Tirolerin Platz drei.

„Ich habe heute Bronze gewonnen und nicht Gold verloren. Es war heute nicht ganz mein Tag und ich hatte Schwierigkeiten den Rhythmus zu finden. Sandoz und Iakovleva waren heute einfach stärker. Deshalb bin ich mit Bronze mehr als zufrieden!“ fand Stöhr anerkennende Worte für die beiden Erstplatzierten.

Nach der WM-Premiere 2011 in Arco brachte der DAV auch in Paris wieder ein Paraclimbing-Team an den Start. Bei der WM der Kletterer mit Handicap offenbarten sich jedoch einige organisatorische und praktische Defitzite – hier sah man leider deutlich, dass die Disziplin noch am Anfang ihrer Entwicklung steht. Nichtsdestotrotz wurden auch hier beeindruckende Leistungen gezeigt – das Klettern der Blinden durch Ansage eines Partners am Boden oder die Leistungen der Beinamputierten riss auch die Zuschauer zu Beifallsstürmen hin.  Bester Deutscher aus dem Paraclimbing-Team war Thomas Meier (Sulzbach-Rosenberg) in der Klasse der Beinamputierten – der fränkische Altmeister holte sich hier nach einer leider etwas fraglichen Rankingentscheidung  den 5. Platz obwohl er eigentlich das Finale der besten 4 hätte erreichen müssen. Teamkollege Günther Grausam (Passau) errang in derselben Klasse den 9. Rang – für ihn war in der zweiten Qualifikation viel zu früh an einem Längenzug Schluss gewesen.

Schade war auch, dass es keine eigene Klasse für querschnittsgelähmte Sportler gab, so dass die Rollifahrer, unter ihnen Sebastian Richter (München-Oberland), in der für sie viel zu harten Route der anderen Klassen antreten mussten und hier überhaupt nur mit Mühe vom Boden abhoben. Damit kam Richter leider nur auf den 22. Rang – eine hangelfreundlichere Route hätte den Rollifahrern wesentlich besser gelegen.

Ach ja, und dann gab es ja auch noch die Speedabt..Die Speedtitel gingen in einem Wettkampf, der leider von einigen technischen Pannen gezeichnet war, an Qixin Zhong (CHN) vor Libor Hroza (CZE) und Dmitrii Timofeev (RUS). Schnellste Frau wurde  Yulia Levochkina (RUS) in neuer Weltrekordzeit (8.37 sec) vor ihren Landsfrauen Iuliia Kaplina und Natalia Titova.

 http://www.youtube.com/watch?v=ABg6SvbFJs0&feature=relmfu

Ergebnisse im Überblick:

Bouldern Damen:

1 Sandoz Mélanie 1987 FRA
2 Iakovleva Olga 1983 RUS
3 Stöhr Anna 1988 AUT
4 AVEZOU Cecile 1971 FRA
5 Kim Jain 1988 KOR
6 Noguchi Akiyo 1989 JPN
7 Klingler Petra 1992 SUI
8 Bacher Barbara 1982 AUT
9 Puccio Alex 1989 USA
10 Wurm Juliane 1990 GER
11 Le Neve Melissa 1989 FRA
12 Retschy Monika 1991 GER
13 Chereshneva Yana 1989 RUS
14 Saurwein Katharina 1987 AUT
15 Bibik Olga 1976 RUS
16 Midtboe Hannah 1990 NOR
17 Lavarda Jenny 1984 ITA

25 Eyer Alexandra 1981 SUI

27 Stotz Rebekka 1992 SUI

41 Piola Anouk 1988 SUI

52 Schwab Tabea 1983 SUI
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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=c3–z529noM&feature=relmfu

Bouldern Männer:

1 Sharafutdinov Dmitrii 1986 RUS
2 Fischhuber Kilian 1983 AUT
3 Gelmanov Rustam 1987 RUS
4 McColl Sean 1987 CAN
5 Hojer Jan 1992 GER
6 SUGIMOTO Rei 1991 JPN

11 Tauporn Thomas 1991 GER
12 Lachat Cédric 1984 SUI

22 Ennemoser Lukas 1989 AUT
23 Baumann Jonas 1986 GER

39 Hemund Kevin 1984 SUI

45 Conrad Mathias 1989 GER
45 Rubtsov Alexey 1988 RUS
47 Blaser Benjamin 1990 SUI
47 Sommer Remo 1986 SUI
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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=eeC9QvZJ0IE&feature=relmfu

Ergebnis Damen Lead:

1 Eiter Angela 1986 AUT
2 Kim Jain 1988 KOR
3 Ernst Johanna 1992 AUT
4 ODA Momoka 1994 JPN
5 Durif Charlotte 1990 FRA
6 Söderlund Matilda 1992 SWE

9 Schranz Christine 1988 AUT
9 Bacher Barbara 1982 AUT
11 Fakhritdinova Dinara 1992 RUS
12 Röck Magdalena 1994 AUT

15 Stotz Rebekka 1992 SUI

17 Posch Katharina 1994 AUT

27 Klingler Petra 1992 SUI
29 Eyer Alexandra 1981 SUI

33 Choong Katherine 1992 SUI

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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=hgzf2Qu1Fg8&feature=relmfu

Ergebnis Männer Lead:

1 Schubert Jakob 1990 AUT
2 McColl Sean 1987 CAN
3 Ondra Adam 1993 CZE

4 Julian Puigblanque Ramón 1981 ESP
5 Verhoeven Jorg 1985 NED
6 Desgranges Romain 1982 FRA
12 Lechner Mario 1991 AUT
13 Lachat Cédric 1984 SUI

20 Tauporn Thomas 1991 GER

37 Rudigier Max 1993 AUT

69 Heiniger Kevin 1993 SUI
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Die Overall und Paraclimb Ergebnislisten, haben wir leider noch nicht gefunden. – kann aber auch an der aktuellen Uhrzeit liegen – Werden aber so schnell wie möglich nach gereicht!

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Text: kletterszene.com Quelle: IFSC, ÖAV, DAV Foto: ÖAV, DAV

  • Beitragsdatum 18. September 2012