Kletterszene besucht das HardMove Boulderleague Hauptquartier [Interview]

Die süddeutsche Kletterszene, mag den felstechnisch eher flach geratenen Norden ja oft unterschätzen. Zugegeben sie haben kein Kochel, keinen Schleierwasserfall oder das Avers vor der Haustür, dafür nehmen sie aber längere Fahrzeiten auf sich oder fahren zur Not nach Luxemburg. Ob es an den langen Anfahrten liegt oder an der puren Verweiflung zwecks Felsmangel konnten wir nicht rausfinden, aber eins ist klar: Die aktuell erfolgreichsten Just-for-fun-Boulderwettkampf-Serien (was für ein Wort) kommen mehr oder weniger aus der Kölner Ecke. Soul Moves ist das beste Beispiel und wird dieses Jahr 14 Jahre alt. Zudem  müssen wir im Süden zugeben, dass wir „nur“ die Kopie davon sind.Wir persönlich finden diese Serie recht witzig und haben uns deshalb in unseren Hubschrauber gesetzt und sind ins Land der Norgerltrinker*) geflogen, um die Entstehungsgeschichte und die Jungs dahinter näher kennenzulernen. Zwecks Differenzen im Biergeschmack, gab’s Kaffee und Kuchen.

[Muas i do jetzt a no hochdeitsch ren oder wos? Wa jezad ned so schlecht, Ese. Oiso, gemma!]

Servus mid’nand — äh — Hallo zusammen, können wir den Heli so stehen lassen, oder soll der Charly (Pilot) ein paar Runden drehen?

Cristian: Ihr habt Glück, heute ist leer auf dem Parkplatz, sonst stehen schon mal mehr Helikopter vor der Tür. Tobi und ich sind heute auch mal ohne Privatjet gekommen.

Die HardMoves gibt es jetzt schon zum wievielten Mal eigentlich, wenn man die allerersten Anfänge mitzählt? Und das Konzept wurde auch schon reichlich vorgestellt, aber wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen?

Christian Popien: Genau genommen zum fünften mal. Aber, gute Frage, so genau weiß ich das gar nicht, denn als die Jungs damit 2007 angefangen haben, war ich, wenn auch nur indirekt, mit der Geburt unseres Sohnes beschäftigt. Als ich dann wieder in die Halle kam hingen überall diese megageilen Poster mit dem neuen Logo drauf!

Tobi Reichert: Eigentlich wollten wir gar keine Bouldercompetition entwicklen, sondern nur dieses geile Logo verbreiten und ich wollte auch mal berühmt werden!

Das coole an eurer Wettkampfserie ist ja, dass man im ersten Schritt doch eher im motivierten Trainingsmodus in der Heimat gegen- oder sogar miteinander „kämpft“. Erst am Finaltag wird es dann ein harter Wettkampftag, bei dem es auch um die Ehre der Halle geht. Habt ihr von Anfang an gedacht, dass diese Hallenehre so hart verteidigt wird?

Christian: In den ersten zwei Jahren waren die HardMoves ja noch keine Teamcompetition, aber als wir dann 2009 mit den 10 Hallen durchgestartet sind war uns schon klar, dass es um mehr geht als nur zu gewinnen. Eben um Ruhm und Ehre und den größten Pokal, der je im Bouldern vergeben wurde.

Tobi: Den Wuppertalern liegt das battlen tendenziell im Blut und die anderen hatten bisher noch nicht so viel zu verteidigen! Am wichtigsten ist doch, dass wir dem hochnäsigen Süden eine Klatsche bereiten und dann können die mal gucken mit der Ehre…

War es schwer am Anfang die Hallenbetreiber davon zu überzeugen mit zu machen? Und nach welchen Kriterien habt ihr die Hallen angeschrieben oder ausgesucht?

Christian: Tobi und ich sind zunächst zu Götz Wiechmann nach Kassel in die Vertical World gefahren, er war sofort begeistert. Als Florian dann das Konzept in ein sensationelles Design gepackt hat ging es eigentlich schnell. Die ersten Hallen hatte schon wenigen Minuten nach meiner Rundmail zugesagt ohne auch nur eine Rückfrage zu stellen. Mit der Zeit wurde es schon etwas mehr Arbeit und die größte Herausforderung liegt sicherlich daran die Meinungen und Interessen von so vielen Hallen unter einen Hut zu bekommen.

Tobi: War es für Don King schwierig Muhammad Ali gegen George Foreman in den Ring zu schicken?

Dieses Jahr seid ihr mit der Schweiz, Belgien, Dänemark und Oberbayern schon richtig international am Start – habt ihr auch noch Pläne weiter zu gehen?

Chirstian: Wir haben bis zum Schluss probiert eine namhafte große Boulderhalle von der Insel für das Konzept zu gewinnen. Zwischendurch tauchten in einem großen Sozialen Netzwerk schon erste Gerüchte auf, dass es wohl ein Gladiatoren Team aus England geben könnte, aber leider konnten wir trotz aller Bemühungen bis heute keine Zusage bekommen. Sicher ist, dass es weiter gehen wird und es großes Interesse in Europa für das Konzept gibt. Viel Unterstützung für die Umsetzung in Holland und Belgien haben wir von Rene Geerlings und Irene Pieper (Nihil / Mad Rock) bekommen.

Tobi: Was ist Oberbayern? Die Engländer haben keine Eier und reissen nur dicke Sprüche! Und kann man in Schweden bouldern?

Tobi hat scheinbar ein bergdeutsches Trauma, aber mal was anderes: Das hört sich nach mächtig viel Arbeit an? Habt ihr auch ’nen richtigen Job oder verdient ihr damit so viel Kohle, dass es für ein Jahr reicht?

Christian: Es ist unglaublich viel Arbeit und bis heute wissen wir trotz durchdachtem Finanzierungskonzept nicht wie wir das alles so genau finanzieren sollen. In erster Linie braucht man wohl viel Leidenschaft und Spaß an so einem Projekt. Geld haben wir nicht vedient eher zu viel ausgegeben. Tja, im richtigen Leben betreiben Arndt und ich das DAV Kletterzentrum in Wuppertal, Florian hat seine eigene Werbeagentur (DasMinisterium), Jonas studiert ehrgeizig und Tobi…

Tobi: Wenn du mit 200.000€ im Jahr über die Runden kommst ;(

So ein großen Event, der auf mehrere Städte und Hallen verteilt ist, bedeutet ja jede Menge Arbeit. Auf eurer Page sind nur fünf Jungs aufgeführt und zwei davon sind Routenschrauber. Ihr habt doch bestimmt noch mehr Helfer am Start oder?

Christian: Das ist mal sicher, mittlerweile ist eine so große Crew an Start, dass wir selber manchmal den Überblick verlieren. Aus der Agentur von Florian sind mindestens 4 Mitarbeiter an dem Projekt beteiligt, dafür gibt es aber auch ne fette neue Homepage mit Community Plattform nächste Woche und aus dem Team von Climb-Inn kommen nochmal bestimmt 10 Mädels und Jungs dazu. Wir werden sie alle in Kürze mal in in kleinen Special „HardMoves insight“ vorstellen. Aber nennen wir ruhig mal schon ein paar Namen: Fritze (Friederike) macht mit Heike die Pressearbeit und Schnittstellenkommunikation mit den Hallen, Boris übersetzt jeden Text in kürzester Zeit, Udo Neumann ist ständig mit seiner Kamera am Start, Pierre und David Zappa aus dem Ministerium sind immer online wegen der Webpage und… ich weiß gar nicht wo ich aufhören soll. Riesen Dank schon mal an alle an dieser Stelle. Komm Tobi zähl du die anderen auf…

Tobi: Jo, meine Frau und der Benno!**

Wie sieht so eine Planung aus? Wir haben gesehen, dass für alle Finalteilnehmer ein Hotelzimmer reserviert ist. Ok, man zahlt 3,50€ für die Scorekarte und dann 15,00€ fürs Finale, bekommt dann aber ein Hotelzimmer, freie Wettkampfverpflegung, dicke Party, coole Boulder, einen sauberen Muskelkater, 3000 € Preisgeld und und und — ist doch ganz klar, dass ihr dabei leer ausgeht. Ihr müsst diese Hard Moves echt gern haben.

Christian: Die HardMoves sind mehr als nur ein Boulderevent. Fast ist es so eine Art Lebenswerk! Die Planungen für die Gladiators Edition laufen jetzt seit April und eigentlich gibt es keinen Tag an dem wir nicht darüber sprechen oder über unsere Ideen und Visionen diskutieren. Tobi und Jonas denken beim Schrauben doch eh nur noch im HardMoves Modus…

Tobi: It`s a love affair :)

Weil ihr alle so motiviert seid, steigen wir mit einem kleinen Gewinnspiel ein und spendieren ein paar Preise. Ist das für euch ok?

Chirstian: Jo, das ist doch mal ne coole Aktion. Freuen uns, dass ihr von der Kletterszene schon letztes Jahr so begeistert auf die HardMoves abgegangen seit, obwohls in Freising und Umgebung keine Halle gab die mitgemacht hat. Um so schöner, dass der Freistaat dieses Jahr mit dem Kletterzentrum in Regensburg und der Boulderwelt am Start ist.

Tobi: Aprospro Preise: Wat es met de Kohlen – nix ist umsonst minge Fründ!

Äh ja… dann sehen wir uns wieder in zwei Wochen und überlegen uns in der Zeit ein paar Fragen. Danke für den Kaffe und bis die Tage. Äh die Rechnung könnt ihr an Climax schicken!!

Tobi: Dat macht 12,50€ für dich 13!

Wir sehn uns! Tschö mit ö!

*) Norgerl ist im Norden ein Kölsch und in Bayern der letzte Schluck von einer Mass! In der Regel ist dieser auch geschmaklich gesehen nicht der Beste.

**) Anmerkung: Benno ist der Hund von Toni und Fritze demnach die Lady, die Tobi als seine Frau bezeichnet.

Text: Hard Moves, kletterszene.com Fotos: Hard Moves

    Text: Kletterszene
  • Beitragsdatum 3. Dezember 2011