Frederike Fell (8) wiederholt 7b+ trav. [Frankenjura]

In den letzten zwei Wochen haben sich  Meldungen von Wiederholungen diverser „harter“ Boulder durch Kinder, die der Regel nicht älter als 8 Jahre alt sind, gehäuft. Wir waren uns relativ schnell einig, dass wir diese Meldungen nicht veröffentlichen möchten, da es bei diesem Thema immer einen faden Beigeschmack gibt und der evtl. Überehrgeiz der Eltern mit so einem Artikel  nicht noch mehr schüren wollen. Diesen Standpunkt vertreten wir immer noch!

Frederike Fell und Ihre Eltern kennen wir jetzt aber schon seit zwei Jahren und können jeden Kritiker versichern, dass den Eltern nichts mehr am Herzen liegt, als Frederike den Spaß am Klettern nicht verlieren zu lassen und sie beim Training und Wettkämpfen zu unterstützen, es afreddreamday5ber nicht übertreibt. Zudem musste kürzlich ihr Trainer Thomas Knoche spüren, was passiert, wenn man Frederike und ihre Motivation zügeln möchte [KS.com: Da war Schluß mit lustig, gell, Thomas?].

Und genau aus diesem Grund fänden wir es unfair den Kindern bzw. Frederike gegenüber, ihre herrausragenden Leistungen,  nicht zu veröffentlichten.  Bevor wir Euch das Interview mit der Frederike lesen lassen, möchten wir noch zwei weitere Begehungen von Kinder loswerden.

Einmal konnte Ashima Shiraishi aus New York konnte mit ihren 8 Jahren am 27.März 2010 den Boulder Power of Silence (V9/V10) in Hueco Tanks, Texas wiederholen. Ein Video von dieser Wiederholung gibt es auf der Homepage von DeadPointMag.com. Power of Silence ist nach The Wave (v10) und ihrer Erstbegehung Ashi-Mandala extended (V11) ihr dritter Boulder im Schwierigkeitsgrad 7B+ bis 7C+.

Am 29. März gelang dem 131cm großen Stöpsel Tito Claudio Traversa die Wiederholung von Faith (8a) in Donnas / Biellesi und 4 Tage später noch die Begehung von La diretta Basolo (8a) in Frachiamo.

Aber jetzt zur Frederike und ihrer Begehung:

Hallo Frederike, Gratulation zu deiner Begehung von Dreamday (7B+ trav.) Für dich geht die Fels-Saison ja schon richtig gut los. Liegt das am Hallentraining oder wie freddreamday-3kommt es, dass du mit deinen acht Jahren schon so fit bist?

Ich weiß nicht, ob ich soviel trainiert habe. Im Winter war ich ungefähr zwei- bis dreimal in der Woche trainieren.

Wie kommt man eigentlich mit acht Jahren auf die Idee eine 7B+ Traverse zu versuchen? Die meisten Mädls in deinem Alter spielen doch noch eher mit Puppen.

Ich hasse Puppen! Ich wusste im letzten November, als wir noch einmal im Fietz-Parcours waren nicht, was ich machen sollte, und habe sie mir einfach einmal angeschaut.

Die Boulder sind ja in der Regel von Erwachsenen geklettert und bewertet worden. Somit hat es zur Folge, dass für dich die Züge auch weiter sein müssen. Gab es für dich solche Stellen, wo du einen für uns „Ausgewachsene“ unhaltbaren Griff dazunehmen musstest?

Ja, es gab zwei Stellen, da nahm ich Griffe, die ein Erwachsener sicher sehr schwer halten kann.

Hast Du ihn komplett selbst ausgebouldert?

Nein. Mein Vater hat mit ein paar Tipps gegeben.

freddreamday4Was ist Dir bei dem Boulder am schwersten gefallen und wie viele Versuche hast du benötigt um den Boulder abzuholen?

Am schwersten war für mich der Kreuzzug, weil es mich da immer beinahe rausgebombt hätte. Ich habe ungefähr zehn bis fünfzehn Versuche gebraucht.

Da wir und die meisten unsere Leser schon wieder ins totale Motivationsloch fallen, weil schon zum Beginn der Saison eine Achtjährige einen schwereren Boulder geklettert ist als sie, möchten wir bitte, bitte das Thema wechseln. Wie bist Du eigentlich zum Klettern gekommen?

Das weiß ich selber nicht mehr so genau. Ich glaube, ich war vier Jahre alt, als mich meine Eltern das erste Mal mit zum Klettern genommen haben.

Und seitdem trainierst Du regelmäßig?

Nein. Mit sechs Jahren war ich dann in einer Klettergruppe in Freising ungefähr einmal in der Woche klettern. Und seit ungefähr einem Jahr trainiere ich in der Wettkampfgruppe vom Thomas.

Wie sieht dein Training so aus? (100 Klimmzüge, 3×150 Sit-Ups, leichtes Einbouldern im Bereich 6c+, Bouldern bis der Trainingspartner nicht mehr kann usw.)freddreamday-1

Quatsch — viel zu anstrengend. Ich gehe halt vor allem Bouldern, ab und an Seilklettern und trainiere einmal in der Woche mit der Wettkampfgruppe.

In der Süd-Ost Bayrischen Wettkampfszene, bist du ja nicht mehr so unbekannt und nach deinem letzten Gesamtsieg im SOBY-Cup, zählst Du jetzt schon wieder zu den Topfavoriten auf den Gesamtsieg. Macht dich diese Situation bei Wettkämpfen nervös oder sagst Du dir: der erste Platz ist zwar schöner als der zweite, aber im Grunde zählt doch das Klettern.

Wenn man den ersten Platz gewinnt, ist es toll. Aber ich mag den Wettkampf gerne, habe immer ausreichend Gummibärchen dabei (weil ich sie sehr gerne mag) und eigentlich möchte ich auch gewinnen.

Und was sagen deine Eltern zu deiner Motivation und dem Siegeswillen?

Mama: Teilweise beeindruckend und teilweise beängstigend.

Papa: So lange sie soviel Spaß daran hat, ist es in Ordnung.

freddreamday-2Die Fred ist ja noch mitten im Wachstum und es gibt ja immer wieder Aufschreie, wenn so junge Hupfer Leistungssport betreiben (z.B.: Geräteturnen). Wie geht ihr mit der Motivation von Frederike und der Situation, daß sie jetzt schon so fit ist um?

Mama: Sie ist eben so und das akzeptiere ich.

Papa: Sie macht das, was ihr Spaß macht. Vielleicht will sie ja in einem Jahr lieber mit Puppen spielen; dann soll sie das halt machen.

Gibt es Bedenken wegen den Knochen und Sehnen, wenn die Fred weiter so schwer klettert? Die Griffe werden ja nicht größer.

Mama: Ich war letzte Woche in eigener Sache beim Dr. Schöffl in Bamberg und der sagte sinngemäß zu mir, daß das mit den Wachstumsfugen erst ab 12 Jahren ein Problem ist. Solange sie keine Schmerzen hat, Ruhetage einhält, kein Campus-Training macht und nicht nur schwer bouldert, sondern auch Ausdauertouren klettert, kann sie so weitermachen.

Wie sieht es eigentlich mit dem Familienfrieden aus? Gibt es schon ab und zu Situationen, wo sich ein Elternteil denkt, wenn sie den Boulder jetzt klettert, bekommt sie Hausarrest bis zum Ende Ihrer Jugend/ Kindheit.

Mama: Nö. Vielleicht hängt sie mir ja in zwei Jahren meine Touren ein…

Papa: Es gibt Überlegungen, ihr alle Gummibärchen weg zu essen und sie mit einer Leberkäsdiät zu einem adäquaten Leistungsgewicht zu führen;-)

Vielen Dank für das Gespräch und  viel Spaß beim Bouldern

Text: Frederike Fell,Oli Fell, Gudrun Regelein Fell, kletterszene.com Fotos: Oli Fell

  • Beitragsdatum 9. April 2010