Angela Eiter begeht Hercules (8c+) am Götterwandl und Fabian Buhl wiederholt Silbergeier (8b+/ 6Sl)

Angela Eiter in Hercules 8c+ Foto Bernie Ruech 3Auf Angela „Angy“ Eiters heimischer Spielwiese Nassereith gibt es ’ne kleine aber feine überhängende Wand, die im Topo unter „Götterwandl“ zu finden ist. Bernie (Annahme der Redaktione: Ruech) ist eines Tages an besagter Wand auf eine interessante Linie gestoßen. Hier verbindet er den athletischen unteren Teil von Nophredete (8b+) mit den schwersten Passagen von Neptun (8b) und Odysseus (8b). Diese wurden ursprünglich von Stefan Brunner eingebohrt und Bernie setzte drei weitere Haken für die neue Variante. Enorme Kraftausdauer ist für die etwa 42 Züge vorwiegend an Leisten gefragt, wo lohnende Ruhepunkte Mangelware sind. Genau diese Kletterei kommt Angy sehr entgegen. Aus diesem Grund gab Bernie das Projekt an sie frei. Das Ausbouldern blieb ihr weitestgehend erspart, da sie alle drei ursprünglichen Routen bereits geklettert ist und lediglich für die Übergänge, die auch die Crux bilden, Lösungen brauchte. Bei ihrem Durchstieg von Hercules (8c+) war Angy gnadenlos gepumpt, ist aber der Meinung, das es die Mühe allemal wert war.

Alles andere hätte uns aber auch ernsthaft gewundert und wir finden die Aussage schon irgend wie, süß. Von uns gibt es für diese Erstbegehung ein dickes BÄM und hoffen, dass Angy ein paar Belohnungsbiere von den Jungs spendiert bekommen hat. Zu ihrem Bewertungsvorschlag schreit Angy folgendes…

Die ersten Meter entsprechen etwa einer knackigen 8a Route. Nach einen angemessenen Rastpunkt folgen die schwersten Züge aus der Route „Neptun, 8b/+“, die unmittelbar in die harte Schlüsselpassage führen. Nun stoßt man auf einen schlechten Rastpunkt und klettert den schwersten Teil von „Odysseus“, in meinen Augen etwa 8a raus. Die Schwierigkeit dieser Route richte ich an meine Person als Frau mit einer Körpergröße von 1,54 m. Nach reichlicher Überlegung hier mein Bewertungsvorschlag: Hercules hart 8c+ und für den junior, 8c. Kommt’s und probiert’s!

 

Wenn man sich als überzeugter High-End-Boulderer den Knöchel zwei Mal in 6 Monaten bricht und nach der ganzen Gips- und Schienenphase zwar wieder laufen darf, aber weitere drei ewig lange Wochen nicht auf den Boden abspringen soll, dann bleiben einem nicht all zu viele Möglichkeiten dem Bouldern / Klettern nachgehen zu können. Nachdem Fabian Buhl sich in diesem Frühjahr „wegen erwähnten Umständen“ für die Kletterei am Seil entschied und sich die Beat Kammerlander Trad-Herausforderung Prinzip Hoffnung (8b+/ E9-10)  vornahm, blieb er dieser Form des Vertikalensports treu und verschrieb sich selbst sein Kletterkönnen die ganze Saison dem Seil und all seinen Spielformen zu „opfern“. Da bleibt es also auch nicht aus, dass man sich ins Alpinegelände begeben „muss“. Und so kam es, wie es wohl kommen musste. Mit Manu Brunn fand Fabi einen starken Seilpartner mit genug Eigenmotivation für schwere Projekte sowie Freizeit ohne Ende. Wenn Manu dann doch mal arbeiten musste, standen Sicherungspartner wie unter anderem Christian Bindhammer am Start.

Aber am besten erzählt euch Fabi selbst wie es zur erfolgreichen Begehung von Silbergeier (8b+/6Sl)

“Dieses Jahr hab ich beschlossen nicht nur Bouldern zugehen, ich wollte einfach schauen wie ich mich in den anderen Disziplinen so anstelle und versuchen ein hohes Allround-Level zu erreichen. Nachdem ich im Frühjahr „Prinzip Hoffnung“ in Bürs geklettert bin und dabei viel gelernt habe, wollte ich unbedingt auch Mehrseillängen klettern. Allerdings verbrachte ich die guten Bedingungen zunächst mit Seil und Pad, als ich dann schließlich loslegen wollte, war das Wetter grauenhaft und es regnete im Sommer so viel, wie vermutlich die letzten 20 Jahre nicht.

Aber ich habe immer versuch mal ein gutes Fenster zubekommen, gegen Ende Sommer zeichnete sich eine Besserung ab und zusammen mit Manu Brunn machte ich mich auf ins Rätikon. Schon allein die Anfahrt, ist eine größere Aktion, aber als ich meinen Passat irgendwie bis zum Parkplatz am Grüscher Älpli manövrierte, waren wir motiviert und machte uns an die Arbeit. Nach einem anstrengenden Tag konnten wir alle Längen checken und die Beta stand fürs erste. Ich habe im Vorfeld schon viel über die Schönheit vom Silbergeier und dem genialen Fels gehört. Doch nach diesem Tag wollte ich die Route unbedingt machen, denn jede Länge für sich ist schon sehr gut, aber zusammen ist es wirklich etwas einzigartiges und Beat war mit seiner freien Begehung damals der Zeit weit voraus!

topout-on-perfect-water-shaped-holds-in-the-3-pitch (1)Am Abend des ersten Tages war für uns klar, dass wir die Route zusammen projektieren, aber leider machte uns das Wetter einmal mehr einen Strich durch die Rechnung. An einem Tag hat es sogar zum Schneien angefangen und der Haulbag war voll mit Kleidung, vermutlich fühlt man sich so in Patagonien. Trotzdem haben wir uns nicht beirren lassen und nach einem weiteren guten Tag in der Tour, zeichnet ich der Fortschritt deutlich ab und die Beta wurde immer feiner. Die sehr technische Kletterei im Rätikon muss man gewöhnt werden, die Tritte sind entscheidend und man klettert mit viel Balance. Silbergeier zieht mittig durch den kompaktesten Kalkpanzer in der 4. Kirchelspitze, dementsprechend schnell läuft das Wasser über die Platten und beseitigt jegliches Chalk. Deshalb war es für mich sehr hilfreich, jeden Tritt zu kennen, denn nur so konnte ich schnell und ohne zu zögern klettern.

Am Tag vor meinem Abflug zum Petzl Roctrip gelang Manu und mir fast eine Team Begehung, aber der Wettergott war uns nicht besonders wohl gesonnen, es fing an zu regnen und die 5. und 6. Länge waren komplett nass. Ich habe in diesem Sommer mit nichts anderem gerechnet.

Als ich vom Roctrip heimgekommen bin musste ich wieder auf gutes Wetter warten. Nach zwei Tagen wurde es gut und ich stand am Einstieg, allerdings war es zu gut, aus irgendeinem Grund war es in der Südwand windstill und extrem heiß, ich konnte die erste Länge einfach nicht punkten. Deshalb beschloss ich mit Michi nochmals bis zum Stand der fünften Länge zu bouldern, um nach den 2.5 Wochen Pause, die Bewegungen nochmals einzuschleifen und mir alles in Erinnerung zurufen. Natürlich muss man nicht alles wissen, man kann auch einfach ein bisschen fester zudrücken, doch dann kann es passieren, das der Akku oben nicht ganz raus reicht. Aber ich muss auch sagen, dass es deutlich mehr spaß macht, wenn man in diesem Gelände einfach am tanzen ist und alles aufgeht.

Dieser Tag war für mich sehr wichtig und gab mir das nötige Selbstvertrauen für einen Durchstieg.

Fabian Buhl, Silbergeier 8b+Nach weiteren 2 Ruhetagen stand Chri Bindhammer als Sicherungspartner mit mir am Einstieg. Die ersten vier Längen liefen wie am Schnürchen, so war ich bereits zwei Stunden später am Band vor der Crux. An jedem Stand war ich überrascht, wie gut die Länge lief. Aber das ist da geniale an dieser Kletterei, wenn man keine Fehler macht, dann läufts. Allerdings verzogen sich die Wolken und es wurde sehr heiß am Band, schnell machte ich noch einen Versuch, doch dieser endete am letzten Zug der Crux. Mir war klar, dass ich bei 30°C und ohne Wind, bei diesen scharfen Griffen und Tritten nicht viel auszurichten habe. Deshalb hoffte ich auf einen kühleren Abend. Nach einem ausgiebigen Sonnenbad und einer guten Brotzeit, wurde es doch tatsächlich wieder kühler. Sofort war ich wieder motiviert einen weiteren versuch zu setzten und mit harte Haut war es gleich viel angenehmer. Am Stand angekommen, musste ich nur noch die letzte Länge klettern, doch bin ich in dieser nur am Ende eines Tages, einmal über den Boulder geklettert. Dies gelang mir auch sofort wieder, allerdings ist mir oben dann noch ein kleiner Tritt weggeflogen und ich mit ihm aus der Wand. Wenig später ist mir aber dann auch diese Länge gelungen und ich stand erleichtert mit einem perfekten Sonnenuntergang am Gipfel der vierten Kirchelspitze.

Für mich war es eine sehr schönen Zeit und Silbergeier ist für mich ein weiterer Schritt in Richtung Allroundkletterer. Besonders viel Spaß hat mir auch die Gewöhnung an die vermeintliche Oldschool Kletterei gemacht. Auch in Zukunft will ich versuchen einfach viele verschiedene Sachen zu klettern und einfach möglichst viel Spaß zuhaben.

Ein großer Dank geht am Manu, Michi und Chri für die gute Zeit und an Stefan Kürzi für die Bilder. Ebenso bedanke ich mich bei meinen Sponsoren La Sportiva, Petzl, Climb On und DAV Kempten,für die gute Unterstützung.

 

    Text: Kletterszene, Fabian Buhl, Angela Eiter Quelle: Climax Magazin, K3 Foto: Bernie Ruech, Stefan Kürzi, S.Schlumpf, Red Bull,
  • Beitragsdatum 9. Oktober 2014